Der Köln, so heisst es, liebt seinen Dom. Kommt er aus der Ferne zurück, sei er das erste, was er freudig wieder begrüßt. Nun ja, andere Städte, andere Sitten. Oder so ähnlich. Die Kölner und ihr Dom, das ist tatsächlich eine lange Geschichte. Insbesondere, wenn man die Bauzeit mit betrachtet.
Lange unfertig vernachlässigt gab es sogar Überlegungen, ihn abzureißen. Fertiggestellt wurde er dann erst unter einem protestantischen preußischen Kaiser, was viele Kölner dann davon abhielt, der Feier zur Eröffnung zu erscheinen.
Kaum hatte man nach dem 2. Weltkrieg den Dom wieder in Stand gesetzt, verschandelt man das Umfeld mit den berüchtigten Betonpilzen, die erst 2013 abgerissen wurden. Dafür klebt immer noch ein Fotogeschäft am Dom. Das Personal im Geschäft ist wirklich nett, nur steht dieses hässliche Beton-Teil definitiv an der falschen Stelle.
Aus meinen Kindheitserinnerungen kann ich wenig zum Dom erzählen. So richtig bewusst ist er mir bei Besuchen in der Stadt am Rhein erst als Jugendlicher und junger Erwachsener geworden. Und ehrlich gesagt, ich fand ihn hässlich. Besonders im Vergleich zum Willibrordi-Dom in Wesel. Gut er ist nicht ganz so groß, sieht aber meiner Meinung schöner aus. Zudem hat er den Vorteil, evangelisch zu sein.
Aber gut, bleiben wir beim eigentlichen Thema, dem Kölner Dom und sein Umfeld. Mit diesem ist es nämlich nicht zum besten bestellt. Nicht nur, weil ein scharfer Wind auf der Domplatte weht, sondern weil die Domplatte Anziehungspunkt für alles möglich ist. Viele Touristen ziehen eben auch vielen anderen an, die auf die eine oder andere Weise von den Touristen profitieren wollen. Manchmal werden dabei Grenzen überschritten. Zum Beispiel die des guten Geschmacks, wenn Personen rund um den Dom musizieren, die es nicht mal schaffen auch nur einen geraden Ton zu treffen.
Hinzu kommen noch Familien, die sich in Silberkostümen und Schminke Touristen als Motiv zum fotografieren anfingen, natürlich nur gegen Geld. So wie handelsübliche Bettler, Demonstranten und „Künstler“, welche die Domplatte mit Kreidezeichnungen versehen.
Sicher, man kann den Standpunkt vertreten, dies alles gehöre zu besonderen Kölner Lebensgefühl. Aber ob dazu auch diejenigen gehören, die sich ein Andenken selber aus dem Sandstein des Doms herausbrechen und sich an den Mauern des Doms erleichtern — ich weiß nicht. Schön ist das alles nicht.
Das die Kölner Stadtverwaltung will dem Treiben nun nicht mehr länger tatenlos zusehen. Künftig soll, wenn es nach ihr ging, die Domplatte frei von solchen Störungen bleiben. Also weg mit der Kleinkunst. In Köln ruft das natürlich sofort die Bestandswahrer auf den Plan (oder eben die Domplatte), die am liebsten alles so lassen würden wie es ist. Gehört zum Stadtbild, ist typisch für Köln, ein teil der Folklore.
Auf mich wirkt das eher wie eine Laissez-faire Haltung und die kann ich nur wirklich nicht ausstehen. Ein sauberes und sicheres Domumfeld halte ich für wichtiger als angebliche Bestandteile eines kölschen Lebensgefühls.
Im Übrigen: Wenn jemand wir der Dompropst Bachner davon spricht, dass man statt strikter Verbote eine kölsche Lösung benötige, läuft es mir kalt den Rücken herunter. Meinem Empfinden nach besteht die überwiegende Zahl der so genannten „kölschen Lösungen“ aus faulen Kompromissen.
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