Als ich vor vier Jahren innerhalb von Köln umzog, nutzte ich die Gelegenheit um mich von ein paar Büchern zu trennen. Bücher, die ins Altpapier wanderten. Hört sich selbst für mich, der es ja getan hat, barbarisch an. Ist es aber nicht, denn Themen wie „Flash 4“ „Javascript 1.0“ oder „Powerpoint 95“ interessieren wohl keinen mehr. Solche Bücher verschenkt man selbst an gute Feinde nicht.
Ein Buch habe ich, obwohl es längst veraltet war, von der Entsorgungsorgie ausgenommen. „In 8 Sekunden um die Welt“ von Gunter Maier und Andreas Wildberger. Die 3. überarbeitete Auflage stammt von 1994, als ich die ersten Schritte in das Internet unternahm. Heute ist der fünfundzwanzigsten Geburtstag des World Wide Web. Jenes Teiles des Internets, das sich uns über Webseiten in Browsern zeigt. Zurück geht das auf den Physiker Tim Berners-Lee, der das WWW damals am CERN mehr oder weniger erfand. Ein Hilfsprogramm (Browser) zeigt Seiten mit Informationen, die untereinander über so genannte Hyperlinks verknüpft sind. Links waren damals blau und unterstrichen.
In den vergangenen Jahren hat sich erhebliches geändert. Das Internet ist bunter geworden, aber auch kommerzieller. Flash, welches früher einer der wenigen Möglichkeiten war, interaktive Multimediaelemente und Videos im Browser darzustellen, ist bereits mehrfach totgesagt. Mit CSS3 und HTML 5 gibt es Möglichkeiten, von denen wir früher an der Uni nicht mal geträumt hatten.
Das WWW war damals nur eine der Netzdienste. Maier und Wildberger unterteilen sie in grundlegenden Netzdienste, zu denen Electronic Mal, Terminalemulation und Dateitransfer gehören so wie erweiterte Netzdienste mit NetNews, Gopher, WAIS und eben das WWW.
Ein ganzes Kapitel beschäftigt sich mit Diskussionslisten — so was würde keinen mehr hinter dem Ofen hervorlocken. Ebenso wenig elektronische Journale, die man mühevoll in einer Telnet-Sitzung durchstöbert.
Von IRC (Internet Related Channel) redet niemand mehr, denn es gibt ja Facebook WhatsApp und andere Dienste. Und was ein MUD ist — weiss das noch jemand? Multi User Dungeon. Spiele ohne Grafik aber trotzdem mit hoher Faszination — so wie Pen and Paper Rollenspiele.
Das Netz war in den 90er Jahren ein harter Ort. Wer sich nicht mit Konsolenbefehlen auskennt, dem blieb diese Welt verschlossen. In so fern war das WWW mit seiner einfachen Zugänglichkeit ein riesiger Schritt. Man brauchte nur die Adresse einzutippen und dann reichte die Maus zur Navigation durch die Informationen aus. Aber die Adresse musste man kennen, denn die Suchmaschinen entstanden erst.
Mittlerweile ist das WWW allgegenwärtig und dank Smartphone fast jederzeit verfügbar. Das hätte ich vor einigen Jahren, als ich mich mühsam von Zuhause über die Telefonleitung mit dem Modem in den Uni-Account einwühlte, nicht für möglich gehalten.
Die Kommerzialisierung des WWW ist Segen und Fluch zugleich. Ohne sie wäre das World Wide Web nicht zu dem geworden, was es heute ist.