Es ist einer jener Momente, wo ich kurz davor stehe, es im Urlaub wie der Strauß zu handhaben. Den Vogel meine ich, nicht den Politiker. Einfach den Kopf in den Sand stecken, beziehungsweise in meinem Fall keine Nachrichten mehr verfolgen, die Zeitung ungelesen liegen zu lassen.
Der Amoklauf in München ist noch nicht mal verdaut, da schlägt schon die nächste Meldung ein. In der Ansbacher Innenstadt zündete ein 27-jähriger Syrer einen Bombe, der Täter stirbt, zwölf Menschen werden zum Teil scher verletzt.
Und dann taucht wieder einmal die Debatte um Killerspiele auf, diesmal eröffnete Bundesinnenminister Thomas de Maizière die unsägliche Diskussion. Der Täter in München hat Counter Strike gespielt, was das Spiel automatisch mitverantwortlich für den Amoklauf macht. Depressionen spielten bestimmt keine Rolle, Killerspiele taugen einfach besser zum Feindbild. Unabhängig davon, dass es keine gesichteten Wissenschaftlichen Erkenntnisse gibt, wie der Medieninformatiker Maic Masuch gegenüber Zeit online ausführte. Man kann den verlinkten Artikel vollständig lesen, oder aber die Überschrift der zweiten Seite als Quintessenz nehmen: „Nicht Call of Duty, das soziale Umfeld entscheidet“. Genau so sehe ich das auch, schon seit Jahren.
An dieser Stelle ein expliziter Hinweis, wo ich in Bezug auf Prostitution und Pornographie stehe. Beides finde ich widerwärtig. Vor drei Jahren gehörte ich auch zu denjenigen, die den Appell der Emma unterstützen. Das vorweg für das Folgenden.
Tatsächlich wäre ich wirklich bereit, die gesamte Diskussion über so genannte Killerspiele und ihre angeblichen Folgen ernsthaft zu führen, wenn zuvor einem anderem Zusammenhang nachgegangen wird.
Meiner Meinung nach fördern Prostitution und Pornographie ein Weltbild, in dem Frauen zu Ware verkommen. Jederzeit verfügbar, dem Mann uns seinen Wünschen untergeordnet. Wenn sie sich nicht fügen, nimmt Mann sie sich mit Gewalt. Oder zugespitzt formuliert: Prostitution und Pornographie sind Schuld an Vergewaltigungen — zumindest gibt es hier einen signifikanten Zusammenhang.
Wenn das ernsthaft diskutiert in unserer Gesellschaft und am Ende die Entscheidung steht, beides einzudämmen und zu verbieten, dann, dann bin ich ebenfalls bereit, die Killerspieldebatte zu führen. Vorher nicht.
Die jüngsten Äußerungen von gewählten Volksvertretern, zeugt von Populismus frei von jeglichen gesicherten Erkenntnissen. Man gibt das zum Abschuss (sorry für die Wortwahl) frei, was man selber nicht versteht. Bauchgefühl ist keine Grundlage für politische Entscheidungen, taugt auch nicht als Diskussionsgrundlage. Mein Psychologie-Professor an der Uni Bielefeld legte zu sagen: Ein Bauchgefühl stammt von schlechtem Mensa-Essen.