Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Als ich gestern Morgen zu Hause (Home Office, welch süßes Wort) am Schreibtisch saß, ging gerade die Welt unter. Zumindest sah das in Köln-Nippes ein wenig so aus. Ich schloss die Fenster, machte mir wieder gemütlich und hatte ja keine Ahnung.

Stunden später, nach Feierabend. Immer noch ahnungslos. Für das Abendessen stand noch der Einkauf an, ich wagte mich ohne Schirm, nur im kurzärmligen Hemd, nach draußen. Die Sonne schien, aber es regnete. Beim herauskommen aus dem lokalen Supermarkt dann spontaner Hochsommer — jedenfalls so mein Eindruck. Nichts mehr vom Regen über, aber eine Temperatur, bei der ich auch in Badehose hätte einkaufen gehen können (würde ich aber aus ästhetischen Gründen nicht tun).

Hans / Pixabay

Viel später am Abend, bevor mir nach einem langen Tag und zwei spannenden Runden „Historia“ die Augen zufielen, hatte ich noch die Gelegenheit, etwas Zeitung zu lesen. Die Wettermeldung vom Wochenende — meistens kann ich mir montags ja nie vorstellen, dass es so was wie ein Wochenende gegeben hat. Insbesondere in Süddeutschland hatte es heftige Unwetter gegeben. Harmlose Bäche wurden zu reißenden Fluten, es ging örtlich Hagel in solcher Menge nieder, dass er mit Baggern beseitigt werden musste.

Zumindest in dem Teil von Köln, wo ich mit meine Frau wohne, waren die vergangenen Tage deutlich harmloser. Nicht mal der Keller stand unter Wasser. Das Einzige, worüber ich ärgerte in den letzten Tagen, war die Unzuverlässigkeit der Wettervorhersage. Die Prognosen änderten sich stündlich. Von einer Regenwahrscheinlichkeit von über 50 Prozent blieb am Samstag gerade mal Null über. Bei so was hätte man statt zu Hause zu bleiben auch wandern können. Es ist aber nicht das erste Kochende in diesem Jahr, wo ich am Ende des Tages über die Vorhersage fluchte.

Schwer einzuschätzendes Wetter liegt dabei wohl weniger an der App, sondern aber der zunehmenden Schwierigkeit der Vorhersage. Mein persönlicher Eindruck ist zudem, dass sich das Wetter insgesamt in Deutschland spürbar verändert hat. Temperaturschwankungen von über 12 Grad innerhalb von einer Woche, Wechselspiel zwischen Sonnen und Regen — das ist längst nicht nur der April, der macht was er will.

Unbeständig und unberechenbar. Wie es im vor uns liegenden Sommer werden wird, weiss vermutlich keiner so genau. Es wird Tage geben, an denen man die Blumen auf dem Balkon nicht gewesen werden müssen. Auch werden wir Tage erleben, die zum Grillen einladen — und dieses Jahr, ganz bestimmt, wird auch bei uns ein Herr Weber einziehen. Planen aber, genau das wird schwer. Wer möchte schon in den Urlaub fahren, wenn er fürchte, der Keller würde in der Zwischenzeit absaufen?

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