Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Jetzt konnte er wieder hier im Bioladen einkaufen, ohne es verheimlichen zu müssen. Ohne Angst zu haben, dass sein Frau dahinter kommen würde. Ihr war das „Öko-Zeug“ immer suspekt gewesen. Zudem hatte sie nicht besonders gut kochen können, wenn man von der Weißwäsche mal absah.

Wellmann ging verschiedene Varianten fürs Abendessen durch. Was Mediterranes wäre nicht schlecht. Streifen vom Rind, frischer Rucola-Salat, darüber gehobelter Parmesan. Dazu Brot und gutes Olivenöl. Das hört sich nicht nur lecker an, sondern würde ihm auch mit Sicherheit schmecken.

Als Wellmann die leere Tasse abstellte, fiel sein Blick auf einen Zettel auf dem Tisch. Der „Weidenkorb“ feierte als einer der ältesten Bioläden der Stadt heute sein 30-jähriges Bestehen. Nicht ohne Anerkennung nahm Wellmann das zur Kenntnis.

Für den Einkauf würde er sich an der Kasse einen neuen Stoffbeutel holen müssen, denn seinen hatte er zu Hause gelassen. Nicht das er ihn vergessen hätte, nein. Es war so, dass er von ihm für etwas anderes gebraucht worden war. Das Gesicht mit den toten Augen, die ihn vorwurfsvoll anstarrten, hatte er im Wohnzimmer nicht lange ertragen können. Mit dem Beutel über den Kopf sah seine Frau schon wesentlich besser aus.

Warum hatte er sie eigentlich damals geheiratet? Sie war weder von ihm schwanger gewesen noch hatte sie vermögende Eltern gehabt. Möglich, dass es ein nettes Gesicht gewesen war, was ihn trotz ihrer Größe von 1,57 Meter angezogen hatte. Vielleicht sollte er noch mal zur Sicherheit auf alten Fotos nachsehen.

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