Der Mai ist gekommen. Vielleicht etwas still, aber in jedem Fall mit gutem Wetter. Während wir gestern um diese Zeit gerade eine Runde „Clash of Cultures“ hinter und „Vinhos“ vor uns hatten — beides im Übrigen klasse Spiele — haben wir heute etwas ganz anderes geschafft. Gutes Wetter, freier Tag, man kann es sich fast schon denken. Die Füße, welche in den Wochen nach Ostern viel zu lange still halten mussten, durften sich endlich wieder ordentlich betätigen.
Die harten Zahlen in aller Kürze: Sieben Stunden, 31 Kilometer, zwei Personen, 301 Fotos. Nach dem gestern etwas viel Wein im Spiel war, haben wir uns aber eine Strecke ohne Steigung verordnet. Nebenbei gesagt, eine wirklich gute Methode aufkommenden Kater zu bekämpfen. Es ging von Worringen nach Neuss. Ziemlich viel Rhein, trotzdem abwechslungsreich. Überraschender Weise stießen wir auf der Strecke auf den schönen Teil von Worringen. Ja, es gibt ihn wirklich, abseits vom Bahnhof. Neuss, unser Ziel, ist auch ein kleines Juwel – wer wohnt schon in Düsseldorf?
Wirklich entscheidend aber ist die Landschaft, durch die wir wanderten, auf den Spuren des Jakobsweges von Köln nach Nijmegen (ja, wir haben ein Faible dafür, solche Strecken umgekehrt zu laufen). Fast schon Heimat (bei mir ein etwas problematischer Begriff), Niederrhein. Und der Niederrhein ist vor allem durch eine geprägt, die Kopfweiden. Mir hat das sehr gut getan, nicht nur eine, sondern sehr, sehr viele davon zu sehen. Wandern macht nicht nur den Kopf frei, sondern füllt ihn auch wieder mit neuen Ideen. Mit neuer Energie, neuem Mut. Kopfweiden sind hier das Stichwort für mich gewesen, mir etwas vorzunehmen. Meiner ersten Niederrhein Krimi wieder aus der Schublade zu holen, den Staub von den Seiten des Manuskripts zu pusten und ihn gründlich zu überarbeiten. Ich glaube, die Grundidee hat wirklich Potential, die Figuren mag ich nach wie vor. Es fehlt einfach nur der Schliff. Gut möglich, dass ich die Figuren etwas anpasse, um sie glaubwürdiger zu machen, ohne das der Kern ihrer Persönlichkeit verloren geht.
Der Jakobsweg von Köln nach Nijmegen — er wird mich im weiteren Verlauf auch genau die Landschaft führen, die ich bereits im Krimi beschrieben habe. Das miteinander zu verknüpfen und als Anstoß zu nehmen zur längst überfälligen Überarbeitung, ist keine schlechte Idee.
Aber da ist noch was. Etwas, was mir beim wandern bewusst wurde. Das wandern, fotografieren und beschreiben muss mir wirklich im Blut liegen, denn es hat sich auch in Bielefeld bemerkbar gemacht. Im Onlinerollenspiel Everquest, vor 12 Jahren gespielt, hatte ich den meisten Spaß damit, durch die Gegend zu laufen und für anderen Spieler eine Karte anzufertigen. Der eine Satz „Aha, die Kartenmacher“ kam mir heute wieder in den Sinn.
Unterwegs bin ich nur eben nicht mehr virtuell, sondern ganz real. Dafür bedankt sich mein Körper auch entsprechend.