Einer meiner Lieblingsfilme ist „Was vom Tage übrig blieb“ mit Anthony Hopkins und Emma Thompson. Hopkins spielt den Butler Stevens, Thompson die Haushälterin Miss Kenton. Stevens erkennt lässt die Chance auf eine Beziehung zu Kenton aus Pflichtgefühl verstreichen und erkennt am Ende, wie wenig vom Tag übrig bleibt, bezogen auf sein Leben als Mensch, der mehr ist als nur Butler.
Weniger tiefsinnig ist meine Betrachtung des aktuellen Jahres, was auch eigentlich noch gänzlich (abzüglich von nicht mal zwei Monaten) vor mir liegt. Dennoch erfasst mich bereits jetzt so etwas wie Wehmut, wenn ich den Kalender aufschlage (oder den elektronischen anklicke).
Wenn ich die Termine, Urlaubstage und Veranstaltungen überblicke, schrumpft das Jahr zusammen. Das ich überhaupt bereits jetzt das gesamte Jahr betrachte, hängt mit der Planung möglicher Wanderstrecken zusammen. Begeistert von den technischen Möglichkeiten bin ich mehr oder weniger in einen Planungsrausch verfallen. Linksrheinischer Jakobsweg, 12 Etappen. neanderland STEIG, 17 Etappen. Natursteig Sieg, 14 Etappen. Und das sind nur drei von weitaus mehr Strecken.
Zähle ich die zusammen, komme ich bereits 43 Etappen. Da es allesamt Tagesetappen (dazu gleich noch einen Exkurs) sind, entspricht das auch der Anzahl an benötigten Tagen. Nehme ich mal Urlaub beiseite, ebenso wie die Feiertage, bleiben nur die Wochenenden. Da meine Frau und ich samstags in der Regel gemeinsam einkaufen gehen, komme ich bei 52 Kalenderwochen auf 52 Tage. Sechs Kalenderwochen sind schon ungenutzt verstrichen, macht 46 Tage, die zur Verfügung stehen. Damit könnte ich drei Strecken schaffen, insgesamt 700 Kilometer. Wenn es denn an jeden verdammten Sonntag sonnig, trocken und nicht zu heiß wäre.
Allein in Nordrhein-Westfalen gibt es noch viel mehr interessante Strecken, die ich dieses Jahr nicht für mich entdecken werde. Einfach weil die Zeit dafür fehlt, wie ich jetzt, beim schrumpfen des Jahres erkenne. Zudem besteht meine Freizeit nicht nur aus wandern, ich erwähnte bereits mehrfach an anderer Stelle, wie gerne ich Brettspiel in geselliger Runde mag.
Bei all der Ernüchterung, trotzdem habe ich mir eins fest vorgenommen. Dieses Jahr will ich unbedingt die 30 Kilometer knacken. Es sollte möglich sein, so viel pro Tag auch mit Steigung zu wandern. Vermutlich wird die körperliche Konstitution weniger ein Problem werde als der Geist. Irgendwann, so habe ich im letzten Jahr erlebt, ist einfach die Luft raus und man will einfach nicht mehr, obwohl die Füße noch könnten.
Die 30 Kilometer sind aber Voraussetzung nicht nur für einige geplante Etappen, sondern auch für ehrgeizige Ziele im nächsten Jahr. Fest ins Auge gefasst habe ich mindestens eine Teilnahme an einer 24 Stunden Wanderung (rund 70 Kilometer). Zudem planen meine Frau und ich, im nächsten Sommer in Irland wandern zu gehen. Auch dort mit ambitionierten Etappen.