Pi mal Daumen befinden sich im Besitz 380 bis 390 Spiele, je nachdem wie ich zähle — einige Titel existieren nicht im sehr großen Katalog von BoardGameGeek. Auf 10 mehr oder weniger kommt es aber bei der Menge Brett- und Kartenspiele nicht mehr drauf an.
Besucher, die zum ersten Mal staunend vor dem Bestand stehen, entgegne ich häufig, recht wenig Spiele zu haben — verglichen mit anderen, die weit über 1.000 Spiele ihr eigen nennen. Der Artikel „Unbekannte Dunkelziffer“ beim Reich der Spiele hat angeregt, über mein eigenes Kauf- und vor allem Spielverhalten nachzudenken. Zudem gibt es eine Brettspielbörse bei Facebook, wo immer mal wieder Spiele unter den Hammer kommen, die extrem selten bis nie gespielt wurden. Manche davon sind sogar noch eingeschweisst (dazu komme ich später noch mal).
Einschub: Spiele sammeln trägt eigentlich ein Widerspruch in sich. Jemand der zum Beispiel Briefmarken sammelt, würde nie auf die Idee kommen, seine Lieblinge als normales Briefporto zu verwenden. Was gesammelt wird, schaut man sich gut geschützt an. Spiele sind aber zum spielen da, sie nur zu sammeln, wäre zumindest mir zu langweilig. Was man spielt, nutzt sich ab, verliert also an Sammlerwert, wenn man so will.
Wenn ich von meinem derzeitigen Bestand ausgehe, fiktiv annehme, einmal pro Woche eines dieser Spiele zu spielen, ein bisschen runde, dann würde ich pro Jahr 50 Spiele gespielt bekommen. Tatsächlich sind es wohl eher weniger, entweder weil die Zeit zum spielen fehlt, oder auch, weil bestimmte Spiele mehr als einmal auf den Tisch kommen. Bleiben wir aber bei der Annahme. Ohne Neukäufe könnte ich mich acht Jahre lang auf diese Weise durch meine Sammlung spielen, ohne eine einzige Wiederholung. Ich müsste also mindestens so lange kein neues Spiel kaufen, was auch aus Gründen des mal wieder knapp werdenden Regelplatzes eine gute Idee wäre.
Dennoch werde ich, wie offensichtlich auch andere Spieler, keinen Bogen um Neuanschaffungen machen — und irgendwann, eher früher als später, den Zeitpunkt erreichen, wo ich mich von Spielen trennen muss. Wirkliche Fehlkäufe sind bei mir allerdings eher selten, so dass es nicht ohne Schmerzen vonstatten gehen wird. Als ein Kriterium für die Trennung könnte ich die Häufigkeit nehmen, mit der es auf den Spieltisch kam oder kommt. Frei nach dem Motto: Was man nicht spielt, braucht auch nicht im Regal zu liegen. Vermutlich ist es genau das Kriterium, was auch andere Spieler zu Grunde legen, wenn sie Spiele verkaufen.
Es gibt jedoch auch Spiele, von denen ich mich nie trennen würde, obwohl sie es noch nie auf den Spieltisch geschafft haben oder nur einmal gespielt wurden. Zum Beispiel „Diplomacy“. Gutes Spiel, schönes Material, aber man braucht neben einer gehörigen Portion Zeit auch die richtigen Mitspieler. Verkaufen würde ich es niemals. Zusätzlich gibt es Spiel, muss ich zugeben, die noch eingeschweißt im Regal liegen. Neuerwerbungen nach der Messe, für die es noch keine Zeit gab, sie auszupacken, anzuspielen. Trotzdem wurden neue Spiele gekauft und sogar bevorzugt behandelt, gespielt.
Wenn ich die „Dunkelziffer“ aus dem Artikel von Hendrik Breuer als Orientierung nehme — bei mir sind es wohl auch um die 50 Prozent Spiele, die derzeit verstauben. Warum als der drang, trotzdem weiter welche zu kaufen? Es ist zum einen der Reiz nach Neuem, Abwechslung, der Spaß an Regeln und ungewöhnlichen Mechanismen. Dazu eine kleine Prise Grassuche, das perfekte Spiel.