Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Braun stellte sich zu dem Fremden. Zur fragen, ob er auch auf den Bus wartet, erschien Braun überflüssig. Man muss jemanden, den man zufällig trifft, nicht seinen ganzen Lebenslauf erzählen. Die Haltung hatte Philipp Braun für sich über die Jahre hin entwickelt.
Was Smalltalk anbetraf, zählte er sich eher zu den großen Schweigern.

Zwei von drei Menschen auf die Braun traf, teilten weder seine Ansicht noch das Schweigen. Immer fühlte sich jemand berufen, die Stille mit Worten zu füllen. Der Mann mit den Händen in seinen Jackentaschen blieb keine Ausnahme. Die obligatorische Frage, ob Braun auch auf den nächsten Bus warten würde, war nur der Anfang. So erfuhr Braun, dass die Exfreundin des Mannes Elena hieß, man sich am Nikolaustag getrennt hatte und er unterwegs auf dem Jakobsweg sei.

Auf Braun wirkte der Mann ein Wenig unzurechnungsfähig, denn außer einem Tagesrucksack, ein bekanntes Markenmodell, dessen Fassungsvermögen Braun auf 25 Liter schätzte, hatte er weiter nichts bei sich. Abgesehen davon trug er lediglich normale Sportschuhe. Das Einzige, was Braun wirklich interessant an dem Mann fand, war sein Reiseziel. Auch er wollte nach Spanien. Ein Bus kam jedoch nicht. Weder nach Spanien noch zurück in die Stadt.

Wer von ihnen beiden schließlich die Idee hatte, durch den Wald zur nächsten Haltestelle zu laufen, würde Braun später nie wieder einfallen.

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