Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Unabhängig davon, wie groß eine mit WordPress umgesetzt Projekt ist, kann es eine Anforderung des Kunden geben, mehr als nur eine Seitensprache zur Verfügung zu stellen. Innerhalb von WordPress gibt es zwar eine Lokalisierung, diese beschränkt sich aber auf das Backend selber, so wie Sprachelemente in Themes und Plugins. Seiteninhalte und Beiträge dagegen sind nur ein einer Sprache verfügbar.

Zu Realisierung von mehrsprachigen Webseiten gibt es bei WordPress mehrere Möglichkeiten, ähnlich wie bei anderen Content-Management-System auch. Zwei Lösungsansätze unterschieden sich dabei sehr deutlich voneinander. Auf der einen Seite stehen mehr oder weniger einzelne Installation, wobei jede Instanz für eine separate Sprache steht. Bei WordPress können es tatsächlich einzelne WordPress Installationen sein oder aber eine Netzwerkinstallation. Bei der anderen Lösung werden innerhalb einer Installation Seiten in den jeweiligen Sprachen angelegt.

Wer selber viel Zeit investieren will und kann, baut sich basierende auf diesen beiden skizzierten Lösungswegen eine mehrsprachige Webseite, bei der eine Sprachauswahl in das Theme integriert, über die der Besucher die Sprache der Webseite wechseln kann. Bei einer WordPress Multisite Installation wird dann auf die andere Domain, Subdomain oder einen Unterordner gewechselt.

Eines der vier möglichen Plugins

Eines der vier möglichen Plugins

Innerhalb einer einzelnen Installation mit Seiten in den unterschiedlichen Sprachen würde mit verschiedenen Menüs gearbeitet, die über den Sprachschalter eingeblendet werden.

In beiden Fällen wird der Besucher der Seite zur Startseite in der jeweiligen Sprache geführt, die Unterseite, auf der er sich eventuell befindet, bleibt unberücksichtigt — es gibt an dieser Stelle keine nahtlose Übersetzung. Die einzelnen Sprachversionen wissen nichts voneinander. Genauso wenig gibt es Unterstützung bei der Übersetzung der Inhalte.

An dieser Stelle kommen Plugins ins Spiel, die versprechen, die Lücke zu füllen um WordPress in die Lage zu versetzen, mehrsprachige Inhalte zu verhalten und im Frontend zu Verfügung zu stellen.

Im Rahmen eines Kundenprojektes musste ich mich bei den angebotenen fertigen Lösungen umsehen. In die engere Auswahl gekommen sind dabei vier verschiedene Plugins:

Wobei mir das letzte Plugin zu dem Zeitpunkt, wo das Projekt online gehen sollte, noch unbekannt war. Die ersten beiden Plugins kamen für nicht in Frage — eine Entscheidung, über die man sicher diskutieren kann, denn hier handelt es sich um Plugins, welche die Mehrsprachigkeit über eine Multisite Umgebung von WordPress lösen. Dadurch trennt man zwar die Inhalte sauberer in der Datenbank, aber für mich fühlt sich das in etwa so an, als wenn man in TYPO3 mit verschiedenen Seitenbäumen für die einzelnen Sprachen arbeitet. Nach dem ich mich etwas umgehört hatte, lief für den Kunden alles auf WPML hinaus, auch wenn das Plugin mindestens 79$ kostet (die Blogversion für 29$ ohne Unterstützung für Custom Fields kam genau aus diesen Gründen nicht in Frage).

Konfiguration der Sprachen

Konfiguration der Sprachen

Out of the box läuft das Plugin zwar, aber um wirklich alles nutzen zu können, müssen vom Hersteller noch zwei weitere Plugins installiert werden. Selbst damit gelang es aber nicht, einwandfrei Seiten zu übersetzen, die mit dem Page Builder Plugin erstellt worden waren. Dafür ließen sich die Fahne austauschen gegen eine runde Version, was dem Kunden wichtig war. Für meinen ersten Kontakt mit Mehrsprachigkeit in WordPress war die Zeit bis zum Ergebnis ordentlich. Mir gefällt (aber das trifft auf alle vier Lösungen zu), an die Hand genommen — auch in Bezug auf die Integration eines Sprachschalters im Frontend.

Rechtzeitig vor dem nächsten Projekt stolperte ich über Nummer vier auf der Liste, Polylang. Es die beiden frei verfügbaren Plugins, Multisite Language Switcher (über 6.000 Installationen) und MultilingualPress und (mit über 1.000 Installationen) deutlich mit über 100.000 Installationen.

Übersetzung von Seiten

Übersetzung von Seiten

Die Installation von Polylang ist unkompliziert, es werden keine weiteren Plugins benötigt. Die Übersetzung der Seiten, Beiträge und auch der Custom Post Types erfolgt innerhalb der selben WordPress Instanz. Zum Umschalten der Sprachversion im Frontend wird ein Eintrag in einem Menü angelegt. An keiner Stelle hatte ich den Eindruck, irgendwo auf Schwierigkeiten zu stoßen. Gefallen hat mir auch die automatische Anpassung der Permalink-Struktur. Wobei für mich die Permalinks generell etwas sind, was WordPress auszeichnet.

Fazit: Egal für welches der Plugins man sich entscheidet, zum Ziel kommt man mit allen vier. Für mich ist das ein beleg dafür, wie vielfältig WordPress mittlerweile geworden ist, den gerade die fehlende Mehrsprachigkeit war in der Vergangenheit häufiger ein Killerkriterium.

6 Kommentare

  1. Moin Thomas,

    es gibt einige gute Gründe für ein Mehrsprachigkeits-Plugin auf Mulitsite-Basis. Besonders bei größeren Seiten. z.B. bessere Performance, da keine zusätzlichen Datenbankabfragen benötigt werden, welche Sprache angezeigt werden soll. Komplette Unabhängigkeiten von Inhalten, Widgets, Design, Widgets, etc. … . Auch nach Deinstallation von z.B. MultilingualPress ist der Inhalt noch genauso da und es gibt keine Probleme. Also keine Abhängigkeit. Suchmaschinenoptimierung kann gezielt für die jeweilige Sprache erziehlt werden. Zusätzlich käme bei MultilingualPress noch zugute, deutscher Support.

    Dies ist nur ein kleiner Teil der Vorteile, aber wie du es schon selbst erwähnst, es hängt auch von den Anforderungen selber ab. Es ist auf alle Fälle eine „saubere“ Lösung mit MultilingualPress.

    Schöne Grüße!

    Alex

    1. Hallo Alex,

      das mit der Suchmaschinenoptimierung würde ich mal bezweifeln. Was die Performance angeht, ja die dürfte etwas besser sein. Komplette „Unabhängigkeiten von Inhalten, Widgets, Design, Widgets, etc.“ — stimme ich dir vollständig zu, aber das ergibt für mich keinen Sinn auch bei großen Seite, wo es lediglich um die Übersetzung von Inhalten geht. Da wäre die Vorteile ziemliche Nachteile.

      Nach der Deinstallation sind die Inhalte noch da, schreibst du — warum sollte man die Mehrsprachigkeit wieder entfernen? Ergibt für mich auch keinen Sinn. Deutscher Support, nun ja. Vorteil, aber wenn ich eine Mehrsprachige Seite mache und nur Deutsch kann…

      Was die das von mir favorisierte Plugin angeht: du schreibst es zwar nicht explizit, aber ich denke wir wissen beide, dass es eigentlich keine wirklich saubere Lösung ist. Es dupliziert die Posts und sieht nach der Deinstallation entsprechend hässlich im Backend aus.

      Besser wäre ein komplett anderer Weg, der im Prinzip schon ansatzweise in den bisherigen Lösungen steckt: Erweiterung von WordPress um zwei Datenbanktabellen. Eine für die Relationen und eine weitere für die übersetzten Inhalte. Es würde wie Polylang im Backend aussehen und im Frontend funktionieren, aber wird das Plugin deinstalliert, gibt es keine doppelten Beiträge. Die Übersetzung sind nämlich in der zweiten Tabelle als Overlay hinterlegt (klingt nach TYPO3, ich weiss ;-).

      Viele Grüße,

      Thomas

      1. Moin Thomas,

        sorry, dass ich mich jetzt erst dazu wieder melde, aber der allgeimeine Weihnachtsstress, du weiß ja. ;)

        Bei der Suchmaschinenoptimierung gibt es schon Vorteile einer Multisite. Solche haben wir auch direkt mit Yoast auch mal besprochen, der die gleichen Nachteile bei anderen Lösungen sah. z.B. Bilddatei nur in einer Sprache, Tags bei einigen Lösungen nur in einer Sprache usw.. Man kann bei einer Multisite alles komplett in der lokalen Sprachen einsetzen.

        Natürlich können auch Unabhängigkeiten auch Nachteile bedeuten, wenn es sich um reine Übersetzung handelt und alles andere an Vorteilen ausgeblendet sein soll.

        Eine Deinstallation kann des öfteren erwünscht sein, z.B. das Plugin wird nicht weiterentwickelt. siehe qtranslate, oder man geht doch zurück zur einer Sprache bzw. weniger Sprachen, weil sich die Webseite in anderen Sprachen nicht lohnte. Oder Probleme mit einem oder mehreren essentiellen Plugins, die man benutzt und einen Wechsel erzwingt. Es gibt sehr wohl viele Gründe für eine Deinstallation. :)

        Deutscher Support ist für den einen oder anderen angenehmer, Probleme verständlicher zu erklären. Außerdem sind häufig die Schreiber allgemein oder in anderen Sprachen und der Developer nicht immer eine Person.

        Bis WordPress eine wirklich saubere Lösung von Haus aus mitbringt, das kann evtl. noch Dauern. Noch streuben sich die Hauptverantwortlichen dageben, WordPress Multilingual zu machen. Aber WordPress verbreitet sich immer mehr, vielleicht kommt es da zu einem Umdenken. Wir werden sehen. :)

        Dir noch einen schönen und gesunden Start in 2016!

  2. Hallo Alex,

    ein frohes Neues dir!

    Suchmaschineoptimierung Multisite Bildbeschreibungen: Treffer, da stimme ich dir zu. Die Weiterentwicklung von Plugins ist auch ein Thema, wo wir auf einer Linie liegen. Das ist ein echtes Problem, definitiv. Wenn dann die ganze mehrsprachige Webseite nicht mehr funktioniert, nur weil das Sprachplugin seine Dienste verweigert, möchte ich nicht in der Haut desjenigen stecken, der es dem Kunden erklären muss.

    Deutscher Support ist mir nach wie vor nicht so wichtig, wohl aber, wer dahinter steckt — insofern wäre MultilingualPress auch eine gute Wahl :-)

    Besser als jede von uns beiden skizzierte Lösung wäre jedoch, wenn diese Funktion im WordPress Core integriert würde. Damit würde man auch anerkennen, wie stark sich WordPress mittlerweile durchgesetzt hat und noch mehr Menschen motivieren, WordPress bei größeren Projekten zu verwenden.

    1. Da gebe ich dir Recht, die beste Lösung wäre eine Core-Lösung. Die wir auch jahrelang angestrebt haben, auch direkt mit Matt besprochen haben. Aber es gibt da kein Interesse. Deswegen haben wir das in die eigene Hand genommen und eine saubere Lösung konzipiert.

      Es wird sich auch bezgl. einer Core-Lösung auf weite Sicht nicht ändern. Ein Grund auch dafür „es gibt ja schon Lösungen“, laut den Entscheidern von WordPress.

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