Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Zwischenbilanz bei erstem Schneefall

Heute Nachmittag ließen sich selbst in Essen vor dem Bürofenster einige Schneeflocken sehen. Der Winter naht, wenn man so will — eine Anspielung und mehr oder weniger gelungene Überleitung zum heutigen Thema.

Um Ostern herum infizierte der „Game of Thrones“-Virus meine Frau und mich. Ursprünglich nahmen wir an, beim ansehen der ersten Folge aus der ersten Staffel würden wir uns gelangweilt abwenden. Das traf dann jedoch nicht zu. Damals lautete meine Prognose, GoT würde uns noch bis Ende des Jahres beschäftigen. Nun, mit der Serie, zumindest mit den derzeit vorhanden Staffeln, waren wir dann doch schneller fertig als gedacht.

APRIL. #GoTSeason6 #GameOfThrones

APRIL. #GoTSeason6 #GameOfThrones / @GameOfThrones

Zum Sommerbeginn erreichten wir nach einer beispiellosen Aufholjagd das Ende der noch frischen fünften Staffel — welche viele Fragen offen ließ. Für mich beschloss ich dann, die Bücher von George R. R. Martin „Das Lied von Eis und Feuer“ zu lesen. Auch weil es Gerüchte über abweichende Handlungsverläufe gab.

Bei derzeit 10 ins Deutsche übersetzten Bänden (im Original umfasst der Epos nur 5 Bücher) in jedem Fall ein mutiges Vorhaben, denn so was verschlingt ziemlich viel Zeit.

Inzwischen bin ich beim 6. Band angelangt (ich lese „Das Lied von Eis und Feuer“ fast ausschließlich auf der Rückfahrt von Essen nach Köln, also an drei Tagen in der Woche, zu Hause dann andere Bücher). Zeit also für ein Zwischenfazit, nach der Halbzeit sozusagen.

Bei allem, was ich im folgenden als Anmerkungen und Kritik vorbringen sei eins als Fußnote erwähnt: ich lese die deutsche digitale Ausgabe von „Das Lied von Eis und Feuer“, welche bei Blanvalet erschienen ist. Zumindest in dieser Übersetzung spielt George R. R. Martin was die Textqualität angeht eher in einer der unteren Schubladen. Anders gesagt, die Bücher schaffen es ziemlich knapp über die Niveau-Leiste. Was George R. R. Martin kann und sich auch nicht durch eine möglicherweise verpfuschte Übersetzung ruinieren lässt, ist eine spannende Handlung aufzubauen. Dabei gelingt es ihm, Figuren dreidimensional zu beschreiben, ihnen Gründe und Motivation für ihre Handlungsweise zu geben. Die Charaktere sind schattiert, nicht lediglich schwarz oder weiß.

Im direkten Vergleich zur Verfilmung allerdings verliert die Buchvorlage. Die Serie ist meiner Meinung nach ein gelungenes Konzentrat, nimmt Kürzung da vor, wo es sinnvoll ist und verändert, damit die Handlung stimmiger wird. Zudem lebt die Serie auch von den großartigen Schauspielern. Viele Szene ließen sich 1:1 auch als Theaterstück anführen, insbesondere wenn es Rededuelle zwischen Tyrion Lennister und seinem Vater beziehungsweise seiner Schwester gibt.

Den Mut von George R. R. Martin, Figuren, die man lieb gewonnen hat oder abgrundtief hasst, einfach sterben zu lassen, kann man nicht hoch genug loben. Es macht die Geschichte intensiver, dichter, glaubwürdiger.

Bisher sind mir beim lesen nur ein paar Stellen mit deutlicheren Abweichungen aufgefallen. Jedes Mal führten sie aber nur zu einem Schulterzucken. Wer jetzt zusammen mit Rob Stark beim Hochzeitsbankett — nebensächlich.

Ein wirkliches Problem beim ansehen der Serie (weniger bei den Bücher, wenn man sie wie ich nach der Serie anfängt zu lesen) ist die ständige Gefahr, etwas von anderen Menschen erzählt zu bekommen (oder es irgendwo aufzuschnappen), was den Fortgang der Geschichte verrät. Spoiler-Alarm, ein ständiger Begleiter. Selbst ich komme hier an dieser Stelle nicht weiter, ohne etwas zu verraten.

Vergangen Sonntag gab beim monatlichen Schreibtreffen sprachen wir auch über „Game of Thrones“. Einige von uns haben die Serie bereits gesehen, andere nur auszugsweise und wieder andere gehören zu den Totalverweigerern — was man nie wirklich durchhält, wie ich ja auch eigener Erfahrung weiß. Jedenfalls, wir spekulierten über das Ende der 5. Staffel und wie es im nächsten Jahr weitergehen wird.

Meine Vermutung nach stellt das Ende von Jon Schnee nicht sein Ende dar. Er könnte möglicherweise wieder auftauchen, denn es gibt noch Melisandre aus Asshai. Die Rote Priesterin könnte ihn wieder zum Leben erwecken, so wie es Thoros von Myr bereits sechs Mal mit Beric Dondarrion getan hat.

Passend zu meiner These veröffentlichte HBO gestern ein Bild, welches Jon Schnee zeigt. So was macht neugierig. Wobei ich momentan erstmal neugierig bin, wann ich das Ende des 10. Bandes erreiche.

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