Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Bevor hier wild spekuliert wird, es geht im nachfolgenden nicht um echte Verleger, sondern um reine Fiktion. Und nicht mal um etwas, was ich mir selber ausgedacht habe oder in irgendeiner Form mit der Veröffentlichung von Manuskripten zu tun haben könnte.

Wobei, so ganz stimmt das nicht, denn im Köln Krimi „Dreimal Null ist Null“ von Frank Schauhoff dreht ist ein Manuskript Dreh- und Angelpunkt der Handlung. Fangen wir aber von vorne an.

Bereits seit einigen Monaten bin ich dabei, vorzugsweise zum Abendessen abgelegte Krimis meines Vaters zu lesen. Die verzeihen das gelegentliche schlabbern, was vorkommt wenn man seine Aufmerksamkeit nicht vollständig der Nahrungsaufnahme schenkt.

grafic-vision / Pixabay

Mich hat an diesen Krimis bisher überrascht, wie gut sie eigentlich sind. Sowohl handwerklich als auch von den Geschichten her. Was die modernen Polizeikrimis mit ihrer Detailversessenheit angeht, hat sich bei mir mittlerweile ein gewisses Sättigungsgefühl eingestellt. Da kommen die Krimis aus den 80er Jahren gerade gelegen.

Tom und Jupp, die Protagonisten in „Dreimal Null ist Null“ sind keine Kneipenbesitzer, sondern Verlagseigentümer. Zu Beginn der Handlung erhalten sie Auszüge aus einem unveröffentlichten Manuskript, mit welche der Krimi auch direkt seinen Anfang nimmt. Gelungen, dem Leser mal keine Leiche zu servieren, sondern eine Fiktion in der Fiktion.

Schnell merken sowohl der Leser als auch die beiden Verleger, dass es um die illegale Entsorgung von Giftmüll im Manuskript geht. Tom und Jupp und wittern eine große Chance, ohne zu wissen, worauf sie sich einlassen. Der Exklusive-Vertrag mit dem anonymen Autor, der sich von einem Anwalt vertreten lässt, wird zu Fiasko. Ohne mit Tom vorher darüber gesprochen zu haben, unterschreibt Jupp eine Klausel, die im Falle einer Nichtveröffentlichung des Manuskript eine hohe Entschädigungszahlung vorsieht.

Nach dem einige Seiten des Manuskripts als Vorabdruck in einem Lokalblatt erscheinen, wird den beiden Verlegern klar, auf was sie sich eingelassen haben. Eine Redaktion wird verwüstet, Finger werden gebrochen und ein Auto geht in Flammen auf. Schließlich wird noch die Sekretärin des Verlages und Freundin von Tom entführt.

Dabei sieht sich Jupp einem Interessenkonflikt gegenüber, denn ausgerechnet sein Onkel ist in die ganze Sache verwickelt.

Bis zum Ende bleibt der Krimi spannend, es gibt genügend Lokalkolorit und nur eine Leiche — und die erst am Schluss.

Frank Schauhoff zeigt mit seinem Krimi, worauf es ankommt. Runde Figuren, gute und originelle Handlung sowie ein unaufdringlicher Schreibstil. Bedauerlich, dass „Dreimal Null ist Null“ anscheinend der einzige Krimi ist, den Schauhoff geschrieben hat. Zumindest ich würde gerne mehr von ihm lesen.

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