Der eigene Tod ist die wohl privateste Erfahrung, die jeder von uns früher oder später machen wird. Er ist unumgänglich (zumindest nach bisherigen Stand der Forschung) und je nach Glaubensrichtung ist auch noch niemand wieder zurück gekehrt, um von seinen Erlebnisse aus der Zeit danach zu berichten. Der überwiegende Teil von uns Menschen vermeidet das Thema Tod soweit es geht. Wenn man darüber spricht, gerade in jungen Jahren, dann oft in einer Form, wo der Tod ins lächerliche gezogen wird oder Teil einer Trash-Kultur (Zombies, zum Beispiel) ist.
Trifft es jemand aus dem eigenen Umfeld tatsächlich, sind die Standardreaktion Verdrängung, Trauer. Ein Stück weit auch der irrationale Glaube an ein extrem langes, eigenes Leben, bis hin zu Unsterblichkeit. Nur sehr wenige von uns setzen sich bei völliger Gesundheit mit dem eigenen Tod auseinander.
Die Gesellschaft selber hat den Tod zu etwas gemacht, was möglichst weit von der Familie / Lebensgemeinschaft entfernt ist. Gestorben wird in unserer Gesellschaft hauptsächlich im Krankenhaus oder Altersheim. Das bedingt, den Sterben rechtzeitig abzuschieben, aus seiner vertrauten Umgebung herauszureißen. Es gibt aber auch andere Fälle, wo sich die Angehörigen aufopferungsvoll, bis an das Ende ihrer eigenen Kräfte, um den Sterbenden kümmern.
Die Fälle, wo der Tod nicht überraschend, wie bei einem Umfeld oder einen plötzlichen Herzinfarkt kommt, sondern sich langsam abzeichnet, steigen. Krankheiten mit einem langem Verlauf nehmen zu, Krebs ist eine davon. Verlernt haben wir als Gesellschaft, Abschied zu nehmen und einen würdevollen Tod zu ermöglichen.
Was aber ist ein würdevoller Tod? Die Frage trifft mitten hinein in die Diskussion um Sterbehilfe. Für mich selber habe ich einen Standpunkt über die letzten Jahre gewonnen. Die Hospizbewegung, Palliativmedizin — sie sind es, von denen ich aus tiefsten Herzen überzeugt bin. Nicht nur, weil es eine Glaubensfrage ist. Nimmt man todkranken Menschen die Angst und die Schmerzen, stärkt das ihren Lebenswillen. Wichtig ist, ihnen zu verdeutlichen, dass man sie nicht alleine lässt, für sie da ist bis zum Ende. Ein Gift zu verabreichen, ist keine Hilfe, sondern ein bequemer Weg. Vielmehr noch für die betreuenden Personen und Angehörigen als für den Sterbenden selber.
Meiner Meinung nach haben insbesondere wir Deutsche auf Grund unserer historischen Belastung bei diesem Thema jegliches Recht auf einen laxen Umgang mit Sterbehilfe verwirkt. Zu schnell rutscht das ganze nämlich in Richtung Euthanasie.
Der Bundestag hat am vergangen Freitag mit deutlicher Mehrheit entschieden, professionelle Sterbehilfe in Deutschland unter Strafe zu stellen. Das ist gut so, abhalten wird es die Menschen jedoch nicht davon, ins Ausland zu fahren um dort die Hilfe zu bekommen, von der sie glauben sie zu benötigen. Hier ist es dringend geboten, das Thema stärker in die Gesellschaft zu tragen. Aufklären, einladen dazu, ein Hospiz zu besuchen. Vielleicht auch eine Kultur der Ehrenamtlichkeit zu stärken und Menschen zu motivieren, Sterbende zu begleiten. Der Tod muss wieder in die Mitte rücken, um ihn zu begreifen und eine menschenwürdiges Leben bis zu letzt zu ermöglichen.