Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Mehrfach schrieb ich bereits darüber. Meine Frau und ich schauen in der Regel eigentlich, wenn wir überhaupt etwas aus dem Fernsehprogramm schauen, bereits aufgenommenes. Zeitversetzt entsprechend auch einzelne Folgen vom „Tatort“, manchmal mit sehr viel Zeit zwischen unserem Konsum und der ursprünglichen Erstausstrahlung. Laut Wikipedia lief der Tatort „Die Ballade von Cenk und Valerie“ bereits 2012, gesehen haben wir ihn erst gestern. Vom Aufnahmedatum her vermute ich, dass es sich dabei um eine Wiederholung handelte.

glcphotographer / Pixabay

Die wurde von mir wohl deshalb aufgezeichnet, weil wir den Tatort nicht kannten. Und vermutlich auch deshalb, weil er in der digitalen Fernsehzeitung lobend erwähnt wurde. Positive besprochen wurde er zum Zeitpunkt der Erstausstrahlung wohl unter anderem in der Süddeutsche Zeitung und anderen Medien. Nicht aber bei FOCUS online. An dieser Stelle will ich allerdings noch nicht vorgreifen.

Kurz zur Handlung. Um illegalen Finanztransaktionen auf die Spur zu kommen, wir der verdeckte Ermittler Batu in eine solche eingeschleust. Die neue politische Linie, besonders vorangetrieben durch den Bundeskanzler lautet: klare Kante gegen Banken. Noch bevor Batu hinter eine vermeintliche Verschwörung kommt, wird seine Freundin von einer autistischen Auftragskillerin entführt und er dazu gezwungen, den Bundeskanzler zu töten. Den Bankern selber geht es dabei nicht um politische Ziele, sondern sie wetten nur auf den Tod des Bundeskanzlers und fallende Kurse. Am Ende — befindet man sich wieder am Anfang, denn der Tatort spoilert sich selber, in dem der Anfang das Ende vorwegnimmt. Angereicht durch zahlreiche Rückblenden, die Batu zusammen mit seiner Freundin Gloria auf Lanzarote zeigen.

Man weiss also am Anfang bereits, was einen in den nächste knapp zwei Stunden erwartet. Macht so einen Krimi nicht gerade spannend. Vielleicht möchte man ja wissen, wie es dazu überhaupt kam, aber auch das ist recht früh zu erkennen. Hinzu kommen zwar tolle Schauspieler, aber absolut hirnrissige Figuren. Mal ehrlich, wie realistisch ist denn die Mörderin Valerie mit ihrer Sonderbegabung, die alles unter Kontrolle hat? Spätestens bei den Tradern konnte ich nur noch mit dem Kopf schütteln. Leider gibt es von „überzeichnet“ keinen Superlativ. Im Rückblick ist „Die Ballade von Cenk und Valerie“ für mich einer der schlechtesten Tatorte. Und damit landen wir wieder beim Focus, der es dankenswerterweise genau so sieht und gut auf den Punkt bringt:

Unwürdiger Abgang für Mehmet Kurtulus: In seiner letzten Folge als Cenk Batu soll er für Börsenspekulanten den Bundeskanzler töten. Weil ein wahnwitziges Drehbuch mit unbestreitbaren Tendenzen zu erhabener Blödheit es so will.
Jakob Biazza: focus.de / Wikipedia

Wenn man eine Figur aus einem Drehbruch rausschreiben will, sollte man es würdevoll und elegant lösen. Die abstruseste Handlung ever kann einem schon mal weitere Tatort-Folgen verleiden.

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