Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Mit großen Schritten naht der 18. Oktober, die von allen Kölnerinnen und Kölner gefürchtete Oberbürgermeisterwahl. Aber kein Grund zur Panik, die Stadtverwaltung nimmt die Sorgen der Bürgerinnen und Bürger ernst und wird es noch rechtzeitig schaffen, auch den zweiten Anlauf scheitern zu lassen. Im Versand von fehlerhaften Formularen, so ein Sprecher der Verwaltung (der aus Gründen anonym bleiben will), habe man bereits Erfahrungen sammeln können. Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht was gestern bekannt wurde. Erneut wurde, so berichtet unter anderem die Süddeutsche Zeitung, Unterlagen verschickt, bei denen die Vorgaben auf Landesebene nicht eingehalten werden konnten.

kingkurt / Pixabay

Trotz eindeutiger Musterzettel gelang es, statt der vorgeschriebenen Felder „Ort“, „Datum“ und „Unterschrift“ den Ort zu unterschlagen. vermutlich weil man sich dachte, wenn am 18. Oktober in Nordrhein-Westfalen ein Oberbürgermeister gewählt wird, dann kann es schließlich nur Köln sein — als Millionenstadt hat man schließlich seinen Ruf verteidigt und glänzt mit Inkompetenz.

Das ist alles in allem nicht nur peinlich, sondern gefährdet abseits aller Satire möglicherweise wirklich den Wahltermin. Selbstverständlich murmelt man in der Köln-SPD von einer Reeker-Verschwörung, was auch bequemer als die banale Wahrheit ist: die Stadt und ihre Verwaltung ist einfach unfähig. Derzeit entscheidet die Bezirksregierung — nicht etwas darüber, ob man die Verantwortlichen in Köln ihres Amtes enthebt, sondern ob die falschen eidesstattlichen Erklärungen für die Briefwahl rechtsgültig sind oder eben nicht.

Langsam kann man sich Gedanken machen, ob möglicherweise in Köln eine bewährte Maßnahme wie der Pranger eventuell zu früh abgeschafft wurde. Oder ob sich Heinzelmännchen auf einem Rachefeldzug in Verwaltung eingeschlichen haben. Mit rechten Dingen geht das alles jedenfalls nicht mehr zu.

Bis zur vollständigen Aufklärung (unwahrscheinlich) oder dem Zeitpunkt, wo Gras über die Sache gewachsen ist (typisch Kölsch) hofft man als Einwohner von Köln, möglichst selten außerhalb der Domstadt dazu aufgefordert zu werden, seinen Personalausweis vorzuzeigen. Peinliche Rückfragen oder Beileidsbekundungen „Sie kommen wirklich aus Köln, oh das tut mir aber leid für Sie!“ blieben einem so erspart.

Ich für meinen Teil kann dem ganzen auch etwas Positives abgewinnen, schließlich ist Wesel am Niederrhein meine Geburtsstadt. Sollte mir in Zukunft mal wieder jemand mit dem Spruch

Wie heisst der Bürgermeister von Wesel?

kommen, habe ich mit Bezug auf die Kölner Oberbürgermeisterwahl eine passende Antwort parat. Besser einen Esel zum Bürgermeister als so einen Eiertanz. Und was Bielefeld angeht: Die Bielefeldverschwörung ist selbstverständlich nur deshalb erfunden wurden, um von Städten wie Köln abzulenken. Denn hier kann man wirklich nicht glauben, dass es so was überhaupt gibt.

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