Ein Modus bei einem Auto, der sich gesteuert von einer Software genau dann aktiviert, wenn an der Hardware Emissionen gemessen werden sollen. So lässt sich kurz und knapp das zusammenfassen, um das es derzeit bei VW geht. Ziel der zusätzlichen Funktion in der Auto-Software war es dabei, die strengen Emissionsgrenzwerte vor allem in den USA zu unterlaufen. Die Software schaffte es so, dass die Motoren bei Abgastests deutlich besser abschneiden, als sie eigentlich sind.
Nach Bekanntgabe der Manipulation brach der Aktienkurs von VW um über 20 Prozent ein, es wurde Kapital in Höhe von 25 Milliarden Euro vernichtet, wie es heisst. Wer VW-Aktien als Teil seiner Altersvorsorge hat, dürfen momentan einige schlaflose Nächte verbringen.
Im Gegensatz zu einer reinen Nachlässigkeit, einem Fehler in der Produktion oder anderen Dingen, die passieren können aber nicht sollten, steckt in diesem Fall ein erhebliches kriminelles Potential. Es ist kein Bug in der Software, sondern eine Verhaltensweise, die vorsätzlich einprogrammiert wurde. Mit der Absicht zu täuschen.
Als Softwareentwickler schreibt man den betreffenden Programmcode nicht einfach so, sondern plant das absichtlich. Es handelt sich auch um keine Reste, die versehentlich über geblieben sind. In der Softwareentwicklung werden Unittest zum Beispiel angelegt, um bestimmte Modulteile zu überprüfen. Bei dem, was VW in der Software der Autos eingeschmuggelt hat, handelt es sich jedoch nicht um einen Test um Module und Komponenten auf ihre Funktion zu überprüfen, sondern um Code, der erkennt, ob bestimmte Umgebungsparameter gegeben sind. Umgebungsparameter, die einen Rückschluss darauf ermöglichen, ob sich das Auto in einer Anlage zur Messung der Abgaswerte befindet oder nicht.
Bosch als Hersteller der Hardware, eines Bauelementes namens „Förder- und Dosiermodul zur Abgasnachbehandlung“, hat, wie die Süddeutsche Zeitung berichtete, dieses Element als Standard mit einem Testmodus eingebaut. Bei der Entwicklung und Montage von Autos ist so was sicher sinnvoll. Nur wurde diese Komponente in betrügerischer Absicht zu einem ganz anderen Zwecke verwendet. Die Software bestimmt die Hardware. Ohne die Steuerung wäre auch ein iPhone ein nutzloses totes Gerät ohne Funktion. Und selbst das Betriebsystem iOS ist nur ein Teil des Erfolges — es sind die Applikation, als weitere Programme mit ganz unterschiedlichen Verwendungszwecken, die so ein Smartphone erst attraktiv machen.
Das große Problem dabei ist jedoch, dass man nicht nur als Laie nie die vollständige Funktionsweise einer Applikation durchschaut. Eine Software kann sich sehr nützlich geben, mir zum Beispiel immer die nächste Apotheke bezogen auf meinen derzeitigen Standort anzeigen, dabei sogar zu später Stunden und an Wochenenden und Feiertagen die anzeigen, die Notdienst haben.
Tatsächlich aber übermittelt die Software beispielsweise mein Bewegungsprofil an eine dritte Person oder meldet meiner Krankenkasse im Hintergrund immer, wenn ich eine Apotheke aufsuche und kein Rezept habe. Das Smartphone selber, welches in der Lage ist, die Daten zu ermitteln, ist dabei nur die Hardware. Der Bösewicht selber ist die Software, welche diese Funktion nutzt, und Informationen ohne mein Wissen weitergibt — oder eben manipuliert.
Das Erschreckende bei VW ist nicht der Kursverlust, sondern der Vertrauensverlust. Wobei wir den zum Anlass nehmen sollten, noch mal genau darüber nachzudenken, als was wir Software eigentlich betrachten. Für den überwiegenden Teil von uns ist es etwas, was wir nicht greifen und begreifen können. Gleichzeitig nimmt unsere Abhängigkeit von Software zu, wenn diese tief in die Steuerung eines Autos eingreift. Einer Hardware, die eine verdammt lange Zeit ohne Software gute Dienste geleistet hat.