Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Gestern fanden in Nordrhein-Westfalen Wahlen für das Amt des Bürgermeisters beziehungsweise Oberbürgermeisters statt. Dabei wurde nur in den gewählt, bei den im letzten Jahr zusammen mit der Kommunalwahl noch nicht der Nachfolger an der Spitze der Stadt erkoren wurde. Ursache hierfür war die künftige Verkürzung der Amtsperiode und Angleichung der Wahltermine — erklärtes Ziel der derzeitigen Landesregierung, die damit eine von der damaligen CDU-Regierung eingeschlagenen Kurs korrigierte.

Zu den Städten, in denn trotz des ursprünglich festgesetzten Wahltermins nicht gewählt wurde, gehörte Köln. Hier findet die Wahl auf Grund einiger „Turbulenzen“ in Bezug auf den Wahlzettel erst am 18. Oktober statt.

Für die Wählerinnen und Wähler in Köln eine gute Gelegenheit zu schauen, wie gestern anderswo abgestimmt wurde. In einigen Kommunen gelang es der SPD, wie zum Beispiel in Neuss und Kevelaer, den Sieg davon zu tragen — beziehungsweise der von ihr jeweils aufgestellte Kandidat. Anderswo mussten die Sozialdemokraten viele Federn lassen, wie in Oberhausen oder Bonn, wo demnächst ein CDU-Bürgermeister in Amt und Würde sein wird. Besonders Bonn ist auf jeden Fall einen zweiten Blick wert, denn der neue Amtsinhaber ist Ashok-Alexander Sridharan — hier stellte die CDU einen indischstämmigen Kandidaten auf, der vermutlich über Parteigrenzen hinweg überzeugen konnte.

Nur als katastrophal lässt sich die Wahlbeteiligung gestern in NRW bezeichnen. In vielen Städten lag diese gerade mal bei um die 30 Prozent. Und das bei einer Wahl, wo die Personen und das Profil der jeweiligen Kandidaten stärker im Vordergrund steht als die Partei.

Für den 18. Oktober in Köln dürfte das ein Menetekel sein, zumal in der Domstadt auch noch das Ende der Herbstferien dazwischen grätscht. Der bisherige Verlauf des Wahlkampfes dürfte das Seine dazu beitragen, um die landesweite Tendenz Richtung Politikverdrossenheit zu verstärken. Gerade bei der Kölner SPD sollte man sich dringend bereits im Vorfeld Gedanken machen, wie man mit einer möglichen Niederlage des eigenen Kandidaten umgehen wird.

Vielleicht ist man ja angesichts der wahrscheinlichen Stichwahl in Köln, die sich bei den knappen Stimmenvorteil der parteiübergreifend aufgestellten Kandidatin abzeichnet, auch ausnahmsweise mal kreative. Eine geteilte Amtszeit spart die Stichwahl (und die damit verbundenen Kosten ein) und sollte doch alle Beteiligten zufrieden stellen. Vor allem aber ein deutliches Signal setzen, worum es eigentlich geht. Nämlich um die Stadt und nicht um Partei oder Befindlichkeiten.

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