Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Mit der SPD ist es derzeit bei mir wie mit einer Sommergrippe. Es geht einem gut, wenn man von ihr nicht belästigt wird. Nach Möglichkeit vermeide ich es, über die Partei, deren Mitglied ich immerhin bin, zu lesen. Es regt mich einfach zu sehr auf. Zudem: wenn man schon nicht mehr ins Lenkrad greifen kann, sollte man den Wagen einfach vor die Wand fahren lassen.

Andere dagegen hängen sich voll rein, wie zum Beispiel die derzeitige JUSO-Vorsitzende Johanna Uekermann. Es ist das Recht der Jugend, der JUSOS, unbequeme Dinge auszusprechen und auch mal quer zu schießen.

Die SPD hat mehr als nur einen möglichen Kanzlerkandidaten. Wir haben gute Männer und Frauen
Johanna Uekermann

Das alles letztendlich auf Sigmar Gabriel hinauslaufen als Kanzlerkandidat hinauslaufen soll, ist mir seit längerem schon ein Ärgernis. Neben vielen Dingen, die aus meiner Sicht gegen ihn sprechen, halte ich ihn auch für denjenigen, der die Misere der SPD mit zu verantworten hat. Das er die SPD wieder aus ihrem Umfragetief erlösen wird, ist eher unwahrscheinlich.

(Quelle: ZDF)

(Quelle: ZDF)

Genau wie Johanna bin ich fest davon überzeugt, dass wir in der Partei durchaus noch andere Frauen und Männer haben, die als Kandidaten für das Bundeskanzleramt geeignet wären. Kandidaten, die auch eine echte Alternative für die Wählerinnen und Wähler zu Sigmar Gabriel wären.

Nach wie vor bin ich auch ein Anhänger der Basisdemokratie. Die Art und Weise, wie Ämter zum Teil in der SPD vergeben werden, hat dagegen mehr etwas von Hinterzimmergesprächen.

Welches Bild die SPD derzeit von sich gibt, verdeutlichte vergangenen Donnerstag Jakob Augstein in seinem (polemischen) Artikel „Die Zombie-Partei“. Auf den Punkt gebracht attestiert er der SPD, keine profilbildenden Projekte mehr zu verfolgen. Die Partei spiele nur noch auf Grund des Machterhalts in der Regierungsliga mit. Als wirklich sozialdemokratisch wird die SPD bei den Wählerinnen und Wählern nicht mehr wahrgenommen. Nicht selten werden unpopuläre Entscheidungen, die auch an der eigene Parteibasis umstritten sind, entweder mit der Staatsräson oder aber als notwendig zum Erhalt der Koalition begründet.

So wie es Augustein sieht, ist die SPD letztendlich eine Art Arbeitnehmerflügel der CDU — und wenn man ehrlich zu sich selber ist, eigentlich nicht mal das.

Wie weit es mit den Sozialdemokraten gekommen ist, zeigen auch Wahlplakate mit dem Slogan „X überzeugt“. Als wäre X ein neuer Duft. Das ein Politiker, den ich wähle, mich überzeugt, ist genauso selbstverständlich wie „Frische Brötchen“. Für beides muss, nein sollte man nicht extra werben. Es wird als schlechter Versuch, das Gegenteil zu verbergen, wahrgenommen.

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