Da mich eine freiwillige Entscheidung dazu brachte, letztendlich doch nicht Lehrer zu werden, ist das mit den Sommerferien so eine Sache. Als gewöhnlicher Arbeitnehmer habe ich die natürlich nicht, bin aber gleichzeitig mit einer Lehrerin verheiratet — die im Sommer über sechs Wochen lang unterrichtsfreie Zeit hat. Mann lernt das Haushalten mit seinen eigene Urlaubstagen. Ganze zehn davon liegen jetzt hinter mir.
Die letzten zwei Wochen haben meine Frau und ich intensiv genutzt. Wirklich intensiv genutzt. Wir beide sind glücklicherweise auch in Bezug auf die Art, wie man seinen Urlaub verbringen möchte, kompatibel. Irgendwo am Strand liegen, die Seele baumeln lassen wie man sagt, wenn man eigentlich meint, nichts tun und braun zu werden — unser Ding ist das nicht. Wir mögen es aktiv. Den Kopf leer bekommen wir vor allem durch Bewegung, was in unserer Fall wandern bedeutet. Dazu müssen wir auch nicht in die Ferne, denn es liegen nach wie vor sehr interessante Wandergebiete vor der eigenen Haustür. Worüber sich auch die Blumen zu Hause freuen, wenn sie von uns abends eigenhändig gegossen werden können. Nötig war das bei dem doch wechselhaften Wetter durchaus.
Nötig war aber auch eine kleine, nennen wir es Nicht-Blog-Pause, die hiermit auch für beendet erklärt wird. Angekündigt und geplant war sie nicht, außerdem gab es in Wahrheit schon was täglich zu lesen von mir. Auch wenn es, wie die vielen Kommentare vermuten lassen, keinem gefallen hat.
Aber lassen wir das. Viel interessanter ist doch, wo (und wohin) meine Frau und ich unterwegs waren. Unser Faible für die deutschen Jakobswege zeigte sich bereits um Ostern zum ersten Mal. Kein Wunder also, dass wir auch für den Sommerurlaub so etwas ins Auge gefasst hatten: der Linksrheinische Jakobsweg. Diesen gibt es in seiner derzeitigen Form seit 2012, der sich überwiegen an bereits bestehenden Wanderwegen, wie zum Beispiel dem Rheinhöhenweg, orientiert. Seine etwa 230 Kilometer lange Strecke führt von Köln bis runter nach Bingen.
Rechnet man die 12 Etappen durch, fällt es nicht schwer dahinter zu kommen, dass man diese in 10 Tagen Urlaub nicht schaffen kann. Sicher, die Wochenende gibt es auch noch, ich wäre entsprechend auf 14 Tage gekommen. Nur muss dann wirklich alles perfekt sein und auch das Wetter mitspielen.
Geschafft haben wir (leider) nur sechs Etappen, aber immerhin bis nach Koblenz. Das sind in etwa 130 Kilometer. Dabei ist „in etwa“ ein ziemlich gut gewählte Formulierung. Abweichung von über zwei Kilometer waren leider keine Ausnahme. gerade gegen Ende einer Tour kann das ziemlich auf die Motivation drücken. Ebenfalls niederschlagend kann Niederschlag sein, den hatten wir nämlich am Montag auf der Strecke. Zwar kein Dauerregen, aber kurze Regenschauer und häufig Nieselregen. Wir waren bei insgesamt schwül-warmen Wetter also entweder nass durch Eigenschweiß oder Feuchtigkeit von oben.
Auch wenn man den Kilometerangaben nicht unbedingt Glauben schenken sollte, gibt es andere Textpassagen, die wirklich genau gelesen werden sollten. Steht zum Beispiel da etwas wie:
Der bevorstehen Abschnitt hat teilweise alpinen Charakter. Sie müssen auf den nächsten 3 km einen Höhenunterschied von rund 260 m unter teils schwierigen Bedingungen bewältigen.
Quelle: Linksrheinischer Jakobsweg von Köln nach Bingen — Conrad Stein Verlag
Dann ist das mindestens genau so schlimm wie es sich anhört. Die betreffen Passage ist für Personen, die unter Höhenangst leiden, tödlich. Wirklich gutes Schuhwerk, Trittsicherheit, und Treckingstöcke sind die absolute Mindestvorraussetzung auf den Weg über die Eselstreppe. Wenn man dann nach 27 Kilometern in Andernach endlich angekommen ist, weiss man, was man geleistet hat. Der vergangene Mittwoch war für uns der längste und wohl auch härteste Tag auf der Strecke nach Koblenz — aber es hat sich gelohnt.
Dieses Fazit würde ich auch für die gesamten sechs gewanderten Etappen ziehen, auch wenn der Weg entlang am Rhein in Köln im Vergleich zum Rest weniger berauschend war. Ein wirklich Highlight dagegen waren die Weinberge bei Koblenz und der Blick auf die Mosel.
Uns fehlen jetzt noch die letzten sechs Etappen auf dem Weg nach Bingen, die wir auf Wochenenden verteilen und den Rest dann wohl in den Herbstferien gehen werden.
2 Kommentare
Ich überlege ja den Rhein mit dem Rad ‚rauf‘ zu fahren … Der Beschreibung entnehme ich das ich mir die Strecke genau ansehen sollte.
Die Geschichte der letzten Tage fand ich gut.
Danke für das Feedback zur Geschichte :-)
Was die Strecke angeht: es waren viele Fahrradfahrer unterwegs anzutreffen, allerdings nicht in jedem Abschnitt. Ich vermute mal, dass es extra für Radwanderer eine andere Routenführung gibt, die dann aber näher an der Straße ist.