Während sich auf Europa eine Hitzewelle zu bewegt, rast Griechenland auf etwas ganz anderes zu. Ein Abgrund, in denen man selber lieber nicht blicken möchte. Vielerorts, nicht nur in Deutschland, wird über Griechenland und die Staatspleite auf Stammtischniveau diskutiert. Selbst aus dem Mund von Politikern, die man noch vor wenigen Monaten nicht in die Ecke „Populist“ gestellt hätte, sind Aussagen zu hören, die man ohne sich tiefrot zu schämen nicht zitieren kann.
Fakt ist, ja, Griechenland ist pleite. Fakt ist auch, dass das Land eine heute fällige Rate von rund 1,5 Milliarden Euro an den Internationalen Währungsfonds (IWF) nicht zahlen wird, nicht zahlen kann. Mittlerweile ist Griechenland auf das zweit schlechteste Rating überhaupt herabgestuft worden, weltweit operierende Banken rechnen bereits mit Zahlungsausfällen.
Seitens der Europäischen Zentralbank wird erneut vom einem Austritt Griechenlands aus der Eurozone gesprochen. Das unglückselige Wort vom „Grexit“ hat es mittlerweile sogar zu einem eigenen Wikipedia-Eintrag geschafft.
Mit kühlem Kopf betrachtet, was im Sommer und beim Thema wohl schwer fällt, muss man sich ein paar Fakten verdeutlichen. Der Ausstieg Griechenlands aus der Eurozone ist nicht gleichzusetzen mit dem Ausschluss Griechenlands aus der Europäischen Union. Vereinfacht gesagt würde beim „Grexit“ Griechenland wieder eine eigene Währung einführen, deren Wechselkurs auf den Finanzmärkten von der Wirtschaftsleistung des Landes, seiner Verschuldung und ein paar weiteren Faktoren abhängig ist. Klingt nüchtern, bedeutet aber wohl in letzter Konsequenz, dass die griechische Bürger statt des Euros eine Währung erhalten, die so gut wie wertlos sein wird. Leiden werden darunter vor allem die Bürger Griechenlands, die in der überwiegenden Mehrzahl weder in Saus und Braus leben, noch über riesige Einkommen verfügen. Manche Arbeiter und Angestellte sind in den letzten Monaten nur teilweise, wenn überhaupt bezahlt worden. Wer kann, verlässt seine Heimat, die ihm keine Perspektive mehr bieten kann.
Verlässt Griechenland die Eurozone, wird sich die Lebensbedingungen für die Menschen in Griechenland nicht verbessern, eher ist das Gegenteil zu befürchten.
Am kommenden Wochenende soll in Griechenland ein Referendum stattfinden, ob die Bevölkerung gewillt ist, sich den Sparvorschlägen der Gläubiger zuzustimmen. Auf das Land und ihren Premierminister Alexis Tsipras wurde enormer Druck ausgeübt. Tsipras hat mehr oder weniger offen damit gedroht, von seinem Amt zurück zutreten, sollten die Mehrheit der griechischen Bevölkerung für Sparmaßnahmen stimmen.
Kann man ihm das verübeln? Wohl kaum, denn zumindest ich möchte nicht in seiner Haut stecken. Eigentlich hat er nur die Wahl zwischen Peste und Cholera. Stimmt er den Sparvorschlägen zu, wird man die Verschlechterung der Lebenssituation ihm zuschreiben. Stimmt er den Vorschlägen nicht zu, wird er ebenfalls für die Konsequenzen verantwortlich gemacht. Ehrlich gesagt würde ich an seiner Stelle in jedem Fall zurück treten, egal wie abgestimmt wird.
Was kann man als deutscher Bürger machen? Besonders viel wohl nicht, aber einen kleinen Beitrag kann jeder leisten: Verständnis haben für die Menschen in Griechenland. Dazu gehört auch, jede Art von Pauschalverurteilung wie „die Griechen“ etc. zu unterlassen.
3 Kommentare
Passend, dass du gerade über das Thema schreibst. Allerdings finde ich schon, dass wir ruhig ein wenig mehr auf Seiten der Griechen sein können. Ich glaube inzwischen, dass Griechenland ein riesiger neoliberaler Testballon ist, durch dem festgestellt werden soll, wieweit sich eine Bevölkerung in Armut stürzen lässt, ohne dass die Situation in Gewalt umschlägt. Um die Rettung der Wirtschaft in Griechenland geht es schon lange nicht mehr und sie wird auch nicht durch weitere Sparmaßnahmen wieder anspringen.
Übrigens, es kann jeder was machen. Schau mal hier:
http://igg.me/at/greek-bailout-fund/x
Mehr? Also ich find meine Artikel schon sehr pro-griechisch. Und die Spendenaktion ist nett, aber nicht zielführend.
Ich finde die Spendenaktion auch nicht zielführend. Nicht, weil ich der Meinung bin, dass die Spenden nicht sinnvoll genutzt werden können, sondern weil die Summe von 1,6 Milliarden Euro nicht erreicht werden wird. Das bedeutet am Ende, dass die Spenden wieder zu den Spendern zurück gehen und den Griechen nicht geholfen ist.
Sinnvoll wäre es aber gewesen, wenn eine flexible Summe gesammelt wurden wäre, die dann in alternative Projekte hätte gesteckt werden können. In Fabriken zum Beispiel, die durch die Belegschaft selbst verwaltet werden oder in Projekte zur Selbstversorgung in Form von Genossenschaften oder soetwas. Damit hätte Griechenland durchaus geholfen werden können und der Druck hätte ein wenig von der Bevölkerung genommen werden können. So ist es am Ende nur eine symbolische Sammlung, die leider nichts erreichen wird.