Das Thema Bundesjugendspiele hatte ich hier im Blog nur am Rande gestreift. Es wird von mir gerne verwendet, wenn ich wie in diesem Fall eine Analogie benötige. Diesmal jedoch geht es ganz konkret um die Bundesjugendspiele selber. Und um eine Petition, die ihre Abschaffung fordert.
Um sich dem Thema angemessen zu näheren, versetzen wir uns doch mal in die Situation. Geht auch ganz einfach, dazu muss man nur in den eigenen Erinnerungen kramen. Wie war das den damals, als man selber als Schüler an den Bundesjugendspielen teilgenommen hat?
Ganz ehrlich, ich war hervorragend und unschlagbar — im harken des Sands beim Weitsprung. Als Helfer machte immer eine gute Figur, im Gegensatz zu mir als Teilnehmer. Wenn man sich sportlich eher im unteren Mittelfeld bewegt, sind die Bundesjugenspiele kein Zuckerschlecken. Aber mir hat es trotz aller Frustration nicht geschadet früh zu begreifen, was Sache ist: „Das Leben ist kein Ponyhof“.
Eine Urkunde, auf der lediglich teilgenommen steht, kommt etwa einem Schild auf dem Rücken mit dem Satz „tritt mich“ gleich — tatsächlich aber gab es genügend Möglichkeiten in der Schule, mangelnden sportlichen Ehrgeiz anderweitig zu kompensieren.
Von Demütigungen würde ich daher im Zusammenhang mit Bundesjugendspielen auf gar keinen Fall sprechen. Zudem können viele Kabarettisten schöne Anekdoten aus ihrer eigenen Schulzeit erzählen, gerade wenn es um die Bundesjugenspiele geht. Der Petition kann ich aus einer ganzen Menge von Gründen nichts abgewinnen, ja ich halte sie sogar für Unfug. Wenn wir alles abschaffen würde, was Schüler demotiviert und unter sozialen Druck setzt, würden die Stundenpläne bald aus einem leeren Blatt bestehen. Sicher, das System Schule ist eine riesige Baustelle, aber ausgerechnet bei den Bundesjugendspielen anzusetzen halte ich für den falschen Schritt.
Ziemlich billig finde ich, wenn man in der Petition Nazi-Vergleiche hervorholt und auf die Wurzeln, die in den Reichsjugendwettkämpfen liegen, verweist. Bitte, wer das macht, sollte doch auch auf ein paar andere Dinge umgehend verzichten. Zum Beispiel auf die Benutzung von Autobahnen.
Mens sana in corpore sano.
Sport in der Schule ist meiner Meinung noch nie so wichtig gewesen wie heutzutage. Von allen Argumenten, die dafür sprechen, ist es gerade auch der Ausgleich zum stundenlangen herumsitzen in Klassenräumen. Kinder und Jugendliche brachen unbedingt Bewegung. Nicht nur aus gesundheitlichen Gründen, sondern auch, weil sich Bewegung und Sport unmittelbar positiv auf die Psyche auswirken.
Übermütter und -väter wollen das Beste für ihre Kinder, glauben sie zumindest. Sie sorgen aber nur dazu, dass ihr Nachwuchs überbehütet ist. Bundesjugendspiele sind ein Wettbewerb. Dabei gibt es Gewinner und Verlierer, als Teilnehmer muss man lernen, mit Niederlagen umzugehen. Eine nicht unwichtige Lektion für das Leben, die auch und das sollte man sich in Erinnerung rufen, keine Auswirkung auf die Zeugnisnoten hat. Wer als Versager nur eine Teilnehmerurkunde bekommt, muss nicht Schuljahr wiederholen. Das ist doch fair, oder?