Auch wenn es viele Gründe gibt, warum meine Frau und ich keine Kinogänger sind, so liegt es zumindest nicht an mangelnden Möglichkeiten. Dazu gibt es in Köln einfach genügend Kinos. Wir haben mittlerweile so eine kleine Tradition, freitags abends Filme auszuleihen. Bequem vom eigenen Sofa aus, zu einem Preis, für den man gerade mal eine Tüte Popcorn inklusive eine nicht zu große Cola bekommen würde.
Die Filme sind die gleichen wie im Kino, mit dem Unterschied, dass so dort vor etwa einem halben Jahr liefen. So dingend ist das Bedürfnis nicht, alles immer sofort sehen zu müssen. Einer der Vorteile, wenn man älter wird. Die zunehmende Geduld — zumindest in Einzelfällen.
Ich schweife jedoch völlig zu Unrecht ab. Zurück daher wieder auf den Freitag, zufällig war gestern einer. Daher stand wie bereits beschrieben ein Film auf unserer Speisekarte. Es trifft sich ganz gut, dass in der Regel auch bei iTunes neue Leihfilme meistens freitags verfügbar sind. Was sich weniger gut trifft und ein echter Nachteil ist: der zeitliche Abstand zwischen unserem Filmkonsum und der Kritik zum Kinofilm in der Zeitung. Meistens haben wir innerhalb der Monate, wo der Film noch nicht ausleihbar ist, alles wieder vergessen. Zurück bleibt nur ein Trailer-Gefühl, von dem wir dann abhängig machen, ob wir uns einen Film ansehen oder nicht.
Das war gestern genau so, daher sahen wir uns „Jupiter Ascending“ an. Sogar bis zum Ende, obwohl wir beide Momente hatte, wo wir doch lieber früher schlafen gegangen wären. Wein war leider aus als Option, diesen Film so schnell wie möglich wieder zu vergessen. Er war, um es schon mal auf den Punkt zu bringen, extrem schlecht. Die wirklich beste Szene gab es am Anfang. Der Vater der Hauptfigur schaut mit seinem Teleskop zu denen Sternen, seine Frau kommt an: „Es wäre schon, wenn du dich auch mal um mich kümmern würdest.“ Dabei hält sie in die Kamera hinein einen Topf mit Vaseline. In der darauf folgenden Einstellung sieht man, wie er ihr hingebungsvoll den schwangeren Bauch eincremt.
Man kann so was für einen billigen Witz halten. Ehrlich, danach ging es mit der eigentlich Handlung steil bergab. Was es zur Story zu berichten gäbe, kann man bei Wikipedia oder sonst wo selber nachlesen, dass muss ich nicht wirklich hier auch noch zusammenfassen. Für mich erschreckend ist, mit welchem angestaubten Erzählmuster man über 150 Millionen Dollar versenken kann. Mit den Produktionskosten hätte sich sinnvolleres anstellen lassen. Die Figur der Jupiter Jones besitzt 0 (in Worten: Null) Entwicklung. Am Ende putzt sie wie vorher auch die Toiletten anderer Leute, weiss aber, dass ihr die Erde gehört. Na prima! Sie bleibt dabei die ganze Zeit über im Film passiv, wird herumgestoßen, entführt, überlistet. Wenn sie denn dann mal die einmalige Chance hat, einen der Antagonisten (so ein Film hat selbstverständlich drei) zu töten, verzichtet sie darauf. Als Zuschauer stöhnt man vor Entsetzen und Unverständnis auf. Sofern man nicht vorher ausgeschaltet hat, weil man bei den zahlreichen Handlungslücken nicht mehr mitgekommen ist.
Vor diesem „Höhepunkt“ ist Jupiter so dämlich zu glauben, so könne ihre Familie retten, obwohl die ganze Welt dabei drauf geht.
Mir persönlich gefallen aktive, starke Frauen (Im Übrigen nicht nur im Film). Mittlerweile bin ich, was Handlung und Figurenentwicklung angeht, auch ziemlich verwöhnt durch Game of Thrones. Keiner der weiblichen Hauptfiguren hätte gezögert, den Antagonisten dorthin zu befördern, wo er hin gehört. Jupiter bleibt schwach und somit langweilig. Das Gegenbeispiel wäre einer meiner Lieblingsfiguren in GoT, Arya Stark. Wer die Serie kennt, weiss was ich meine. Und wer sie nicht kennt, hat in den nächsten Wochen noch was vor sich. Falls jemand wissen will, warum ich eigentlich Jupiter Ascending mit Game of Throne vergleichen, nun, das mag wohl an Sean Bean liegen, der in beiden Filmen mitspielt.
Fazit: B-Movie, maximal. Lieber doch Cola und Popcorn kaufen und sich damit ans Rheinufern setzen, zum Beispiel. Das gibt in jedem Fall den besseren Abgang. Und wenn man lange genug sitzen bleibt, kann man selber die Sterne beobachten — sogar in Köln.