Die vergangene Wochen sind keine Zeit für Helden. Menschen, die man möglicherweise seit Kindertage kennt, gehen von uns. Hinterlassen nichts als eine Lücke. Gut, James Last zum Beispiel kannte ich nur vom Namen nach. Möglicherweise hatte ich auch eine Musikkassette von ihm geschenkt bekommen, damals als mein Kassettenrekorder noch neu und ich unerfahren war. Seine Musik gefiel mir trotzdem nicht. Anders sieht es dagegen mit der Christoper Lee aus. Der Schauspieler verstarb bereits vergangenes Wochenende, die Meldung dazu schlug aber erst gestern in den Medien auf.
Noch bevor ich überhaupt einen Film mit ihm sehen durfte, kannte ich schon einen Vampir. Damals ging ich noch in den Kindergarten und in der Sesamstraße gab es Graf Zahl. Der hatte eine ungesunde Gesichtsfarbe und eindeutige Eckzähne. Graf Zahl war leider, was mir erst viel später als Erwachsener bewusst werden sollte, Opfer einer unglücklichen Übersetzung. Im Original heisst er nämlich genialerweise Count Number. Ein Wortspiel, auf das ich später noch mal zurück kommen werde.
Christopher Lee spielte also Dracula, und er verkörperte die Figur schaurig schön. Schaut man sich die Filmografie von Lee an, kann man nur respektvoll den Hut ziehen. Die Anzahl Filme mit ihm ist schlichtweg beeindruckend. Mir fällt kein Schauspieler ein, der in so vielen mitgespielt hat. Etwas unter geht dabei, dass Lee auch noch Metall Musik gemacht hat.
Während sich über Geschmack und die früheren Genres, in denen Christopher Lee mitspielte, sicher streiten lässt, so dürfte er (auch jüngeren Menschen) aus zwei großen Leinwand-Epen bekannt sein. Als Saroman in „Herr der Ringe“ (und „Der kleine Hobbit“) und als Count Dooku in „Star Wars“. Der Verweis zu Count Number (als Dracula) ist wohl er zufällig, aber trotzdem nett.
Mehr als nur nett ist der Umstand, dass Lee über 50 Jahre mit der selben Frau verheiratet war. Das ist von allen Leistungen, die er im Verlauf seines Lebens erbracht hat, wohl die größte. Vor allem in einer zeit, in der sich Menschen schon wegen Kleinigkeiten trennen. Für Lee und seine Frau galt wohl (ich spekuliere hier) das, was man sich bei der Hochzeit verspricht: „In guten wie in schlechten Zeiten.“
Wie, so frage ich mich, wir mir Lee in Erinnerung bleiben? Als Scaramanga aus „James Bond — der Mann mit dem goldenen Colt“, als Vampir, Sith, oder Zauberer? Wohl letzteres, denn verzaubert hat er als begnadeter Darsteller von Bösewichter uns alle, auf seine Weise.