Ein etwas unorigineller Titel für den heutigen Blogeintrag, zugegeben. Nach dem wir heute acht Stunden unterwegs waren, davon rund drei Stunden im Zug, den Rest gewandert, wird man mir es wohl nachsehen. Rund 18 Kilometer von Bad Münstereifel (das Örtchen ist wirklich malerisch, den Begriff verwende ich für meinen Teil auch nicht inflationär) nach Nettersheim auf dem Jakobsweg bei echtem Traumwetter. Von den bisherigen Etappen, die von Köln bis nach Trier führen, war diese fünfte Etappe jetzt die definitiv schönste. Keine hässliche Strecken entlang gefährlicher Bundesstraßen, viel satt-grüne Natur, intensiv blauer Himmel.
Ein richtiger Urlaubs-Sommertag. Am Verlauf der Strecke kann ich wirklich nichts aussetzen. Außer vielleicht, dass ich mir die tolle Eisdiele in Bad Münstereifel gerne nach Nettersheim gewünscht hätte. Wandern ohne Belohnungseis schmeckt nur halb so gut. Selbst die Gruppe Halbstarker auf ihren Vespa-Rollern fand ich nicht nervtötend. Wenn man so weit draußen auf dem Land wohnt, unter Berücksichtigung der Steigung, wäre ich in dem Alter auch auf so einem Feuerstuhl unterwegs gewesen.
Der Befürchtet Kulturschock bei Ankunft am Kölner Hauptbahnhof blieb diesmal auch aus. Sonst ist es echt immer wie eine Keule, wenn man aus der Ruhe eines Wanderweges wieder eintaucht in das Gewusel der Großstadt. Genau gesagt hatte ich es diesmal sogar eilig, aus Zug zu kommen — es hielt mich davon ab, einer Gruppe Senioren meine Meinung zu ihren Ansichten über die gleichgeschlechtliche Ehe zu sagen. Ab Erftstadt musste ich mir Merkwürdigkeiten anhören — die ich aber nur mit einem halben Ohr mitbekam.
Möglicherweise hätte mich nämlich auch blamieren können, weil die Gruppe nicht gegen, sondern für die gleichgeschlechtliche Ehe gewesen ist. Der Fluch, wenn man nicht alles mitbekommt, was man sowieso nicht mitbekommen will. Gleichzeitig auch noch die letzten Kapitel von „In einer Person“ liesst und daher wohl auch aufgewühlt ist. Das Buch von John Irving kann ich im Übrigen genau so empfehlen wie die Wanderstrecke.