Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Städte sind kein Wein, aber wenn ich schreibe, Stolberg hat für mich einen ganz schlechten Abgang, so ist da dennoch etwas wahres dran. Allerdings bezieht sich „Abgang“ dann auf meinen Weg nach unten, von Bauschenberg aus. Der kleine Trampelfad runter zur Finkensiefstraße hatte war am Ende steil und rutschig. Glücklicherweise bin ich auf dem Hintern gelandet und rutschte nur ein kurzes Stück in dieser Position Richtung Parkplatz. Bis auf einen leicht lädierten linken Ellbogen ist nichts passiert. Und mit Stolberg hat das erstmal weniger zu tun, denn für die Auswahl der Strecke bin ich selber verantwortlich.

Dalli-Werke in Stolberg

Dalli-Werke in Stolberg

Keine Sorge, auch wenn ich etwas aushole, ich kriege noch die Kurve. Industriekultur find ich spannend, die Dalli-Werke finde ich beeindrucken. Sauber gebaut — nein, lassen wir diesen doch zu flachen Witz beiseite. Das Fabrikgelände entspricht einer typischen Bauweise, man ist leicht erschlagen, wenn kurz nach dem Naturschutzgebiet eine Straße entlang des Werksgeländes läuft. Weiter, an der Zeifaller Straße, verläuft die Vicht. Unmittelbar hinter dem Industriegebiet liegt an dieser Straße dann ein fensterloser Klotz aus Wellblech und Beton. Wie ein Wächter am Eingang zur Altstadt von Stolberg. Es ist nicht die Burg, sondern Kaufland.

Am 1. Mai hatte der Supermarkt wie auch vieles andere geschlossen. Gestern wären wir, unterwegs zum Anschlusspunkt auf unserem Jakobsweg, eigentlich auch nur an Kaufland vorbei gelaufen. Es gibt jedoch dringende Bedürfnisse, wo Mann sich in der Wildnis erleichtert Frau aber lieber einer ordentlichen Toilette den Vorzug gibt — selbst dann, wenn der Mann ungeduldig ist und schon längst unterwegs sein wollte.

Jedenfalls suchten wir dann den Eingang zum Supermarkt. Es wahren wohl rund 15 Minuten, bis wir zur Einsicht gelangten, dass es keinen Eingang für Menschen ohne Auto gibt. Kaufland in Stolberg ist völlig an die Bedürfnisse von Autofahrer ausgerichtet. Das gesamte Erdgeschoss ist ein riesiges eher schlecht beleuchtetes Parkhaus (und davor gibt es auch noch genügen Fläche für Autos), in das man hereinfährt. Dort greift man sich dann einen Einkaufswagen und fährt zusammen mit ihm eine Rolltreppe nach oben. Dort kann man dann unter merkwürdigen Kunstlicht einkaufen.

Als Fußgänger muss man aufpassen, unterwegs nicht unter die Räder zu kommen. Wirklich, ich kenne einige Supermärkte, auch IKEA hier in Köln am Butzweilerhof weisst eine gewisse Ähnlichkeit mit Kaufland in Stolberg auf — verfügt jedoch dennoch über eine ausgesprochen gute Wegführung für Menschen, die zu Fuß unterwegs sind. Vor allem hat IKEA richtige Eingangstüren und ein anderes, warmes Licht im Austellungsbereich.

Vielleicht muss ich mir Kaufland in Köln noch mal ansehen, um zu klären, ob das Konzept überall so beabsichtigt ist. Die Filiale in Stolberg finde ich auf jeden Fall erschreckend. Das Einkaufen dort wird auf einen reinen Akt der Notwendigkeit reduziert. Gleichzeitig dreht sich alles nur um die Bequemlichkeit der Kunden, die mit dem Auto vorfahren.

2 Kommentare

  1. Ich war mal bei Kaufland am Barhonia Forum in Ehrenfeld und hab mir auch nur gedacht, dass ich dann doch lieber woanders mehr zahle. (Wenn es denn bei Kaufland überhaupt günstiger ist.)

    1. Mhm, das bestätigt dann auch meinen Eindruck. Mir tut das Personal richtig leid, welches den ganzen Tag unter diesem schäbigen Kunstlicht arbeiten muss.

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