Manchmal ist man schneller als erwartet, wobei 3:30 Stunden für 19,4 km eher Durchschnitt sind, wenn meine Frau und ich wandern. Trotzdem kam es uns heute vor, als verging die Zeit wie im Flug. Zum einen erklärt das ein Blick aufs Höhenprofil der Strecke von Buir nach Düren, wenn man im Hinterkopf die zum Teil sehr gerade verlaufenden Streckenabschnitte hat. Zum anderen gab es unterwegs so viel zu sehen, was unser Aufmerksamkeit fesselte. Überall macht sich der Frühling mit aller Kraft bemerkbar. Entlang der Felder hört man Lerchen, läuft an blühenden Kirschbäumen vorbei und spürt einen leicht Wind um sich herum.
Allerdings habe ich diesmal „aus Gründen“ schon zu Hause zu Sonnenschutzcreme gegriffen. Auch ich lerne ab und an dazu.
Die Strecke selber ist die 3. von insgesamt 6 Etappen auf dem Jakobsweg von Köln nach Düren. Von mir immer so geplant, dass sich Start und Ziel an einem Bahnhof liegen. So muss man mitunter, wie heute, einen Weg, den man in der letzten Etappe ist, wieder ein Stück zurück laufen, aber es hält sich alles in Grenzen bei Etappe zwischen 19 und 23 Kilometern. GPS-Material gibt, ich erwähnte es bereits bei letzten oder vorletzten Mal, sobald mein neues Projekt online ist. Eventuell muss ich dann die eine oder andere Strecke noch mal laufen, weil wir etwas vom Weg abgewichen sind. Der Versuchung heute, ein Stück am Neffelbach entlang zu laufen, konnten wir einfach nicht widerstehen. Dafür ging es dann etwas wild querfeldein, um wieder auf den Jakobsweg zu kommen.
Unterwegs wird man immer wieder von wildfremden Menschen gegrüßt. Es überrascht etwas, weil ich das so aus Köln nicht mehr gewohnt bin — mich erinnert das an früher, an den Niederrhein, wo so was auch üblich war.
Der Jakobsweg ist hinter Blatzheim ziemlich gut ausgeschildert. Richtig überrascht hat mich die freundliche Begrüßung in Golzheim und das Vorhandensein von gleich zwei Stempelstellen. Braucht man in Deutschland, zumal wenn man ohne Pilgerpass unterwegs ist, nicht, aber trotzdem.
Während bis vor Düren beschaulich-ländlich war, sorgte die Stadt für eine merkwürdiges Wiedererkennen. Ein ganzer Straßenzug wirkte auf mich wie die Herforderstraße in Bielefeld — genau so hässlich-trostlos. Die Menschen in Düren scheinen auch etwas niederschwellig zu sein, zumindest gab es ein paar Begegnungen der dritten Art. Den korpulenten Vespa-Fahrer, der mit offenen Mund das gleiche Geräusch wie der Motor seines Gefährts machte, werde ich wohl mal in eine Geschichte einbauen.
Auch wenn wir den hübschen Teil von Düren (sofern es ihn denn gibt) verpasst haben, sind wir zumindest am Rurtaal Gymnasium vorbeigekommen. Kein Schreibfehler, das h gehört wirklich nicht dahin, denn an Düren vorbei fließt die Rur — wusste ich vorher auch nicht, aber ich lerne gerne dazu. Die nächste Etappe führt dann von Düren nach Langerwehe.