Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Die Überschrift, so muss ich zugeben, ist schräg. Nicht etwas schräg, sondern ziemlich. Das ist einem Umstand geschuldet, den ich später noch mal streifen werde. Wo war ich stehen geblieben? Ach ja, Bonn. Meine erste Erinnerung an Bonn ist die Abschlussfahrt in der 10. Klasse, die nach  Bonn ging. Von mir gibt es aus der Zeit ein Foto vor dem alten Rathaus in Bonn, mit kurzen, sehr kurzen Haaren und einer Schimanski-Jacke. Fragt einfach nicht. Nach dem Foto habe ich zusammen mit ein paar Mitschülern in einem China-Restaurant etwas gegessen, das schräg gegenüber dem Rathaus zu finden war. Das alte Rathaus gibt es immer noch.

Die zweite Erinnerung an Bonn verbinde ich mit dem Rollenspiel Midgard. Die Einsteigerbox kaufte ich in einem Spieleladen in der Nähe vom Hauptbahnhof in Bonn. In Wesel hätte ich so was nie bekommen und für Eisenbahnerkinder gab es Freifahrten, von denen ich häufiger Gebrauch machte.

Die nächste Erinnerung lässt sich ziemlich gut datieren, es war im Januar 1991. Zusammen mit meiner damaligen Freundin fuhr ich nach Bonn, um dort gegen den so genannten zweiten Golfkrieg zu demonstrieren — also gegen den Angriff der US-Amerikaner auf den Irak. „Kein Blut für Öl“ skandierten wir auf dem Campus der Bonner Universität.

Irgendwo dazwischen verteilte ich mit anderen JUSOS fleißig „Ja zu Bonn“ Aufkleber in der Weseler Innenstadt.

Im September 2000 wohnten meine Frau und ich in einem Bonner Hotel, da wir in Köln, wo wir zu ersten „Maxpo“ wollten, kein Zimmer bekommen hatten. Uns enttäuschte nicht nur die lächerliche Mac-Messe auf dem Gelände des Coloneum, sondern die Domstadt selber — ein Umstand, den wir beide leider wieder vergaßen. Köln kam uns damals irgendwie dreckig vor.

Springen wir etwas in der Zeit und lassen ein paar Stippvisiten in Bonn aus. Heute war ich wieder in der ehemaligen Bundeshauptstadt. Um 11:30 Uhr ging ich durch die Fußgängerzone, als mir durch den Kopf schoss, das ich so was in Köln an einem Samstag nie machen würde. Zu voll, zu viel Gedrängel, zu viele aggressive Menschen. In Bonn dagegen konnte man gemütlich einkaufen, wenn man es denn gewollt hätte. Bonn schlägt anders, ruhiger, angenehmer im Vergleich zu Köln. In Bonn und Umgebung ist der Rhein auch wirklich schön, ganz im Gegenteil zu weiter unten. Der Bonner, so erscheint mir, ist nicht so aufgeblasen wie der Kölner.

Aber ich war nicht zum einkaufen oder wegen beschaulicher Betrachtungen nach Bonn gefahren, sondern weil dort die 1. Etappe des Rheinsteigs beginnt. Und damit bin ich wieder beim Anfang. Während beim Wanderführer für den Kölnpfad die Angabe so großzügig sind, dass ich locker etwa 2/3 bis 1/2 der Zeit abweichend von den Angaben im Buch zum wandern benötige, sieht das beim Rheinsteig anders aus. Die Angaben war nämlich ziemlich realistisch. Um es auf den Punkt zu bringen: ich habe mich ziemlich verschätzt, was Strecke und benötigte Zeit angeht. Aber dazu morgen mehr, wenn ich halbwegs erholt bin.

4 Kommentare

  1. Beim Lesen Deiner Blogartikel der letzten Zeit frage ich mich ernsthaft warum Ihr noch in Köln wohnt…. Alles ist in Deinen Augen besser in Düsseldorf, Bonn, wo auch immer, alles in Köln so schrecklich.
    Habt Ihr mal drüber nachgedacht umzuziehen?

  2. Genau das meine ich. Köln-Bashing wird von den Kölnern an sich als Mäjestätbeleidigung empfunden. Humor hat man hier nur, wenn man über andere lacht. Die ach so humorlosen Ostwestflaen haben mein Bielefeld-Gejammer 18 Jahre lang tapfer ertragen. Dabei bin ich nicht mal Bielefelder.

    Und ja. Das ist allerdings kaum neu, wenn man meine Beiträge in den letzten Jahren gelesen hat zum Thema „Eigentum“, „Hauskauf“ und „Eifel“. Im Übrigen bin ich nach wie vor SPD — Mitglied, trotz der zahlreichen doch sehr negativen Beiträge hier über die Partei.

    „geh doch nach drüben“ hat man früher mal gesagt…

  3. Wenns nicht so traurig wäre könnte ich fast drüber lachen…..

    Warum fühlst du Dich von meiner Frage direkt so angegriffen, dass du um Dich schlagen musst?

    Mir ist es total egal was Du von Köln hälst, kannst darüber herziehen wie Du möchtest.
    Meine völlig normal und ohne Polemik gestellte Frage bezog sich nur auf mein Unverständnis, warum man in einer Stadt wohnen bleibt, die man augenscheinlich so überhaupt nicht mag, an der man nur negative Seiten findet. Und auch wenns bestimmt so gar nicht in Dein Weltbild passt …ich hätte genauso wenig Verständnis, wenn Du z.B. in Düsseldorf wohnen würdest und die Stadt ständig schlecht machen würdest.

    1. So ein Antwort war zu erwarten. In ihrer Anmaßung als auch im Tonfall. Wenn dir meine Meinung nicht passt: niemand wird gezwungen meine Artikel zu lesen, schon mal dran gedacht?

      Und über Köln und andere Städte, ob ich nun dort wohne oder nicht, lästere ich nach Herzenslust. Wem das nicht passt: Bitte weitergehen…

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