Der dreiteilige Fernsehfilm „Tannbach — Schicksal eines Dorfes“ lief bereist Anfang Januar und war, so Medienberichte, ziemlich erfolgreich. Den letzten Teil sollen 6,59 Millionen Zuschauer gesehen haben. Dazu kommen jetzt noch zwei weitere, meine Frau und ich, die „Tannbach“ sahen — als aufgenommene Konserve.
Die Diskussion um den Film habe ich ebenso wenig mitbekommen wie die Kritik an ihm. Ganz bewusst, weil ich mir selber ein Bild machen und vor allem mir die Spannung nicht nehmen wollte. Um es gleich vorweg zu sagen: meiner Frau und mir hat der Film gut, sehr gut gefallen. Er war beklemmend, spannend und in jeder Minuten glaubwürdig so wie nachvollziehbar.
Ohne Klischees handelten Figuren mit einer eigenen Biographie, die ihnen Tiefe verlieh. „Tannbach“ ist für mich ein Mikrokosmos, der im kleinen das Schicksal ganz vieler Menschen zeigt. Die Folgen des Krieges, der Fanatismus der Menschen und gleichzeitig die ewigen Opportunisten, die erst unter den Nazis Karriere gemacht hatten und nach dem Krieg wieder in wichtigen Funktionen tätig waren. Sowohl die Amerikaner als auch die Russen wollten eben nicht um jeden Preis auf „erfahrene“ Verwaltungskräfte und Informanten verzichten.
Die Wahrheit ist etwas, was ganz subjektiv den eigenen Standpunkt untermauert. Selbst die Opfer werden noch über ihren Tod hinaus missbraucht, erdrücken zu sehen am Fall des erschossenen Lothar Erler.
Den Film halte ich für so wichtig, dass er meiner Meinung nach im Schulunterricht eingesetzt werden sollte. Ein wichtiger Teil der gesamtdeutschen Geschichte wird durch ihn auf eine Weise bewusst gemacht, dass man sich nicht entziehen kann.
In der Kritik wurde dem Film vorgeworfen, in ihm würde Oberbayerisch statt Oberfränkisch gesprochen. Geographisch ist Tannbach an der Grenze zwischen Bayern und Thüringen verortet, der reale Ort Mödlareuth ist teilweise Vorlage für den Film. Für mich ist die Dialekt-Frage ein absoluter Nebenschauplatz. Man lenkt ab von den eigentlichen Fragen, die der Film aufwirft und die es verdient haben, sich mit ihnen auseinander zu setzen. Abseits von Franken und Oberbayern dürfte es wohl auch den wenigsten Zuschauern wirklich aufgefallen sein. Sich am Dialekt aufzuhängen statt an der Frage, welche Mittäter nach dem Krieg urplötzlich nur noch Mitläufer war, ist allerdings deutlich bequemer.
Nach dem Film ging mir gestern durch den Kopf, wie es wohl weitergehen würde. Was aus Friedrich Erler und Anna Erler (geborene von Striesow) wird. Wie ihr Leben in der DDR weitergeht, wie sie, den am Ende des Films überzeugt noch überzeugt vom Kommunismus sind, mit dem Fall der Mauer 1989 und der dann folgenden Vereinigung umgehen würden.