Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Der OB-Kandidat der SPD in Köln

Nun also ist die Katze aus dem Sack, Pardon, der Kandidat aus dem Hut gezaubert. Am Wochenende wurde bekannt, mit welcher Person die Köln SPD in den Ring steigen wird, wenn im kommenden Herbst ein neuer Oberbürgermeister (oder eine Oberbürgermeisterin) gewählt wird.

Das die Person in Köln nicht allen gefällt, war abzusehen. Insbesondere DuMont Presse – (es sei einem verziehen, wenn man diesen Begriff wählt) kann ihre Enttäuschung nur schwer verbergen, dass nicht sie Paul Bauwens-Adenauer (CDU) zum Oberbürgermeister von Köln herbeischreiben konnte. Mit der SPD in der Stadt liegt das ungesunde Zeitungsmonopol schon länger über Kreuz, erkennbar an vielen Seitenhieben, Sticheleien oder auch größeren Sauereien (als solches müsste man die Kampagne gegen das Jüdische Museum eigentlich bezeichnen).

Ott könnte Köln

Ott könnte Köln

So lautet die Schlagzeile im Express dann auch am Wochenende im Express: „SPD schaltet Wahlagentur ein — Martin Börschel oder Jochen Ott? Wer lacht als OB-Kandidat?“. Ziemlich plump wird der SPD unterstellt, sie würde zu undemokratischen Mittel greifen, um ihren Kandidaten zu küren. Sogar Sätze wie „Stalinismus mit kölschem Antlitz“ fielen im Artikel.

Begleitmusik im Blätterwald

Nehmen wir statt der Behauptungen doch einfach die Fakten. Jochen Ott hat sich seiner Partei als Kandidat angeboten. So ein Angebot ist keine Gefälligkeit, wie wenn man jemanden abends nach Hause fährt, sondern eine Last, die es zu schultern gilt. Der Vorstand des Kölner SPD Unterbezirks hat daraufhin Ott einstimmig als Kandidaten nominiert. In den Wahlkreiskonferenzen wird dann von Delegierten der Partei diese Nominierung wahrscheinlich beschlossen werden. Ein transparentes und demokratisches Prozedere, dem so gar nicht der Hauch von Hinterzimmerkungelei anhaftet, dem man seitens der lokalen Presse gerne herbeidichten möchte.

„CDU, Grüne und FDP haben sich entschieden, dass es besser für Köln ist, wenn kein Mitglied dieser drei Parteien als OB die Geschicke von Köln lenkt. Das sehe ich auch so.“
Jochen Ott

Genau das ist der springende Punkt. In einer der größten deutschen Städte hat sich die CDU bereist vor der Wahl geschlagen gegeben. Sie hat keinen eigenen Kandidaten aufgestellt, weil es offensichtlich in ihren Reihen keine geeignete Person dafür gibt. Großstädte, so muss man auch attestieren, sind keine Stärke der CDU. Über die Haltung der FDP muss wohl kein Wort verloren werden, die Partei ist zu sehr mit sich selbst und ihrem bundesweitem Niedergang beschäftigt. Was die Grünen angeht, nun ja. Sie sind bemüht, sich nach allen Seiten hin jede Option offen zu halten. Blind dabei für die Erkenntnis, mit solchen Spielchen die eigenen Wählerinnen und Wähler zu verprellen. Diese wollen nämlich, so zeigte die Kommunalwahl im letzten Jahr, eine Mehrheit links von der CDU.

„Weil wir diese Wahl gewinnen können, werden wir diese Wahl gewinnen.“
Jochen Ott

Diese Aussage stammt leider auch von Ott. Selbstverständlich ist ein gesundes Maß an Selbstüberzeugung notwendig, wenn man Oberbürgermeister einer Stadt werden will. Insbesondere dann, wenn diese Stadt Köln heißt. In der Kölner SPD liegen Selbstüberzeugung aber leider auch gefährlich nah an Selbstüberschätzung. So war „Wir können Köln“ nicht nur ein sinnentleerter Wahlkampfspruch, sondern auch einer mit Zügen der Hybris.

Wer die Wahl gewinnt, entscheidet nach demokratischem Verständnis der Wähler. Im Idealfall liegt dieser Entscheidung zu Grunde, dass der Kandidat für das Amt des Oberbürgermeisters das Zeug dazu hat, die Stadt voran zu bringen. So gesehen ist es eine kluge Entscheidung des Kölner SPD Unterbezirksvorstandes gewesen, sich geschlossen hinter Jochen Ott zu stellen. Wie nur wenige andere in der Kölner SPD besitzt er nicht nur die notwendigen Fähigkeiten, die Geschicke der Stadt zu lenken, sondern auch das Charisma, die Wählerinnen und Wähler davon zu überzeugen.

Und vielleicht ist es ja so, dass es angesichts des Gegenwinds in Köln, der nicht nur auf der Domplatte zu spüren ist, notwendig, dick aufzutragen. Mach et (J)Ott!

Eine Antwort

  1. An Selbstüberzeugung bzw Selbstüberschätzung hat es Jochen noch nie gemangelt…er konnte immer schon sein Fähnchen so schön in den Wind drehen um möglichst schnell möglichst weit nach oben zu kommen…

    Durch diese Kandidatenwahl weiss ich jetzt wenigstens zu 100% wen ich bei der OB-Wahl wähle bzw vor allem wen ich vor allem definitiv nicht wähle!

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