Das Sammeln von Brettspielen hat sich beim mir über die Zeit ergeben. Dabei bin ich kein besonders systematischer Spieler. Angeschafft wird, was gefällt. Auf diese Weise entsteht keine systematische Sammlung, was aber auch nicht im Mittelpunkt bei mir steht. Spiele werden angeschafft, um sie zuspielen. Eigentlich. Denn beim sammeln ergibt sich ganz von alleine ein Phänomen, welches wo die meisten Sammler kennen. Mit der Zeit werden einzelne Exemplare zu Raritäten. Weil es eine bestimmte Auflage oder Ausgabe ist, die man besitzt oder etwa ein Spiel, welches gar nicht mehr hergestellt wird. Während beim Briefmarkensammlern die Entscheidung, was man mit den Marken macht, immer recht einfach ist (die werden eher weniger zum frankieren von Briefen genutzt), ist das bei Brettspielen anders. Sie stehen nicht nur im Regal, sondern wollen auch gespielt werden. Und leider nutzt das Material dabei ab, ein Teil geht verloren oder jemand verschüttet ein Glas Wein auf dem Spielplan.
Bei Spielen, die sich zu einem vertretbaren Preis wiederbeschaffen lassen, ist das zumindest für mich nicht schlimm. Anders sieht es jedoch bei den Brettspielen aus, die Unsummen kosten würden oder aber gar nicht mehr zu bekommen sind. Meistens lässt man (in dem Fall tatsächlich ich) die Spiele im Regal und greift zu anderen, neueren Brettspielen, die sich überall jederzeit neu besorgen lassen.
Die Vollständigkeit von Brettspielen
Es gibt aber noch einen anderen Fall, wo man als Sammler leidet, selbst wenn man so wie ich keine systematische Sammlung besitzt. Nämlich genau dann, wenn man ein bestimmtes Spiel sein Eigen nennt, es einem sogar gefällt und dafür Erweiterungen erschienen sind. Erweiterungen zu Brettspielen ist gerade in den letzten Jahren inflationär in Mode gekommen. Um zum Beispiel so etwas wie „Dominion“ komplett zu bekommen, gibt man fast 200 Euro aus — für ein reines Kartenspiel. Dabei ist Domion weder ein Sammelkartenspiel noch ein „Living Card Game“ (eine moderne, etwas kostengünstigere Variante der Sammelkartenspiele).
Bei mir ist es so, dass ich wirklich nur für die Spiele versuche an sämtliche Erweiterungen zu kommen, die mir wirklich gut gefallen und die auch gespielt werden (wobei da dann wieder der Teil weiter oben relevant wird). So habe ich von „Die Siedler von Catan“ lässt nicht alle Erweiterungen. Nach „Ritter und Städte“ habe ich aufgehört. Bei „Catan“ sieht es ähnlich aus und bei „Alhambra“ haben mich zum Beispiel die Erweiterungen nie interessiert.
Aufzucht und Pflege einer Sammlung
Bei anderen Spielen, wo ich gerne alle Erweiterungen hätte, ist es dann wiederum selten einfach, diese auch zu bekommen. Zumindest dann, wenn man nicht sehr zeitnah jede verfügbare Erweiterung kauft. Aber selbst dann gibt es keine Garantie, wirklich alles zu bekommen, denn mitunter gibt es irgendwelche zusätzlichen Promos, die in ganz geringer Auflage auf Messen verteilt wurden, an Frühbesteller gingen oder Beilage einer Zeitschrift waren. Sobald ein Verlag die Produktion einstellt, läuft gnadenlos eine Uhr ab. Das Ticken ist besonders laut, wenn eine Neuauflage unwahrscheinlich ist. Bei „Memoir 44“ werde ich nie alle Erweiterungen bekommen, es sei denn ich gebe für so was wie das „Air Pack“ unanständig viel Geld aus — wozu ich nicht bereit bin.
Dennoch lohnt es sich mitunter, die Hoffnung und das Suchen nicht aufzugeben. Denn manchmal hat man auch einfach Glück wie bei „Archipelago“. Das Spiel bekam ich von meinen Kollegen zum Geburtstag geschenkt. Es befand sich auf meiner Wunschliste, allerdings noch nicht sehr lange. Meine erste Begegnung mit „Archipelago“ auf einer der Spielemessen in Essen war recht kurz, der Eindruck etwas gemischt. Die Rezensionen dazu sind ziemlich unterschiedlich, mitunter gibt es sogar richtige Verrisse und gleichzeitig auch Lob in höchsten Tönen. Ausschlaggebend für mich war letztendlich das Video von Shut up & sit down. Das Video sah ich Anfang Dezember 2014, Das Brettspiel erschien 2012. Im selben Jahr gab es eine erste Erweiterung dazu für Solo-Spieler. Genau die ist vergriffen und nirgendwo zu bekommen. Zumindest auf den ersten Blick. Mit viel Mühe fand ich noch Exemplare in französischen Online-Stores. Die Preise selber waren durchaus vertretbar, aber die Versandkosten betrugen dann 200 Prozent vom Warenwert. Schon am Ende meiner Hoffnung entdeckte ich genau eine noch vorrätig Ausgabe in einem Spielwarenladen in Berlin. Mittlerweile ist „Archipelago“ vollständig — bis auf ein Szenario, welches in einer französischen Zeitschrift erschien ist…
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