Abseits von Profiköchen unterteilt sich die Menschheit in drei Lager. Diejenigen, die nicht kochen können und solche, die es können. Moment, es war die Rede von drei Lagern. Während es recht einfach ist bei denen, die einfach nicht kochen können (oder es aus reiner Bequemlichkeit behaupte, was aber an dieser Stelle unberücksichtigt bleibt), ist bei denen, die es angeblich können, so eine Sache.
Abgesehen davon, das manche „Können“ mit der rein technischen Fertigkeit, unabhängig vom geschmacklichen Endergebnis, gleichsetzen, gibt es bei den wirklichen Könnern zwei Sorten, nein sprechen wir hier lieber von Geschmacksrichtungen. Die beneidenswerten sind die Intuitiven, die „aus dem Bauch heraus“ mit Zutaten und Utensilien etwas zaubern können, ganz ohne Rezept. Sie sind die Stars in der Improvisionsmanege. Die anderen hingegen hängen ihr Leben lang mit den Augen an Rezepten. Sie brauchen sie wie Abhängige ihren Stoff. Ohne Rezept geht nichts.
Man ist am Herd nicht Meister, sondern ausführendes Organ. Immerhin, als Trost für diese Menschen (zu denen ich mich wohl auch zählen muss) sei festgehalten: am Tisch fragt keiner, ob das schmackhafte Gericht von einem Rezept stammt oder der eigenen Vorstellungskraft entsprungen ist. Wobei, wenn es gar zu gut schmeckt, wird mit einem leicht neidischen Unterton schon nach einem Rezept gefragt, denn das was einem gefällt, möchte man auch besitzen. Da man gekochte Gerichte auf Grund ihrer Verderblichkeit eben nicht wirklich besitzen kann, giert das Herz nach dem Rezept, welches eine Reproduktion ermöglicht. Im Idealfall verschafft ein Rezept bei Ausführung wieder genau das gleiche positive Erlebnis.
Bleiben wir bei den Rezepten und der damit verbunden Vorstellung, es ließen sich daraus schmackhafte Gerichte kochen. Zutreffend ist das selbstverständlich nur dann, wenn das entsprechende Rezept auch brauchbar ist, unabhängig vom Talent des Kochs. Wenn man ehrlich ist muss man nämlich leider sage, dass es doch eines gewissen Talents bedarf, um aus dem Rezept auch wirklich etwas zu kochen. Bei genügend Talent erkennt man sogar im Rezept unpassende Angaben, zum Beispiel wenn der Autor des Rezepts Teelöffel mit Esslöffeln verwechselt hat — was nicht nur bei Salz einen erheblichen Unterschied macht.
Ich jedenfalls für meinen Teil traue mir mittlerweile zu, nach Rezept zumindest für den Hausgebrauch und Eigenbedarf kochen zu können. Als Jäger und Sammler nach immer neue Herausforderungen und Geschmackserlebnissen wächst meine Rezeptbibliothek täglich weiter. Dabei fließen nur die Rezepte in mein persönliches Kochbuch, die von mir auch wirklich ausprobiert und für gut befunden wurden. Mittlerweile sind das über 400, die auf diese Weise zusammen gekommen sind. Das reicht für ein ganzes Jahr, aber auch um damit anderen unter die Arme zu greifen. Durch den Austausch von Rezepten (was mitunter eine Freigabe von Geheimnissen gleichkommt) im Regelfall.
Am Wochenende entstand die Idee, das unter die Armee greifen doch mal anders zu machen, mit „Cooking Angels“. Gekocht wird in diesem Fall nicht mehr für den Eigenbedarf, sondern für andere. Im privaten Rahmen selbstverständlich, man ist ja Profi. Reizvoll finde ich das auf jeden Fall, zumindest solange es nicht ausartet oder in Richtung „Das perfekte Dinner“ geht. Es sollte allen Beteiligten noch Spaß machen, auch dem Koch.