Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Das tote Kätzchen ergibt Sinn

An den Klassiker aus meinem Englischunterricht in der Schule kann ich mich noch gut erinnern. Oft benutzt von den Lehrern, um uns falsches Englisch zu verdeutlichen. So drückt man mit „I become a steak“ eben nicht aus, dass man etwas bekommt, sondern wird. In diesem Fall ein Steak. Für jemanden, der kurz davor ist von Kannibalen verspeist zu werden, sicherlich zutreffend. Der Rest von uns hätte lieber gerne selber ein Steak. False friends, falsche Freunde nennt man solche Fallen, in die man bei all zu wörtlicher Übersetzung tappt.

Was in die eine Richtung geht, funktioniert auch andersherum ziemlich gut. Wobei gut in diesem Fall bedeute, sich perfekt im sprachlichen Dschungel zu verirren.

It makes sense.

Im Deutschen kann etwas Sinn ergeben oder aber sinnvoll sein. Dagegen „macht es keinen Sinn“, weil niemals „Sinn machen“ wird. Beim Zwiebelfisch wird das zwar sehr schön aufgespießt, richtig gut erklärt findet es sich jedoch bei Belles Lettres.

In der Kurzform lässt sich das folgendermaßen auf den Punkt bringen. Brötchen kann man machen, Unfug auch, aber Sinn ergibt sich. Er wird eben nicht produziert. Darüber hinaus ist zudem die Übersetzung von „make“ mit „machen“ auch nicht ganz korrekt — aber das kann man am besten bei der Quelle selber nachlesen.

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Mich erstaunt es dabei immer wieder, wie häufig „das macht Sinn“ verwendet wird. Es ist nahezu unmöglich, dem zu entgehen. Wobei es doch viel leichter wäre, zu sagen „es ist sinnvoll“. Ein kleines bisschen Sprachgefühl und Welt wäre ein Stückchen besser. Oder anders gesagt, jedes Mal, wenn irgendwo in Deutschland davon gesprochen wird, dass etwas „Sinn macht“, stirbt ein unschuldiges süßes Kätzchen irgendwo in Deutschland. Ertränkt von Sprachpuristen, die sich nicht anders zu helfen wissen, um auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen.

Es wären eine ziemliche Menge Katzen, die täglich ihr Leben lassen müssen. Zeitungen wie der Kölner Stadt-Anzeiger wären mit daran Schuld. So ist es auch der KSTA gestern (mal wieder die digitale Ausgabe für das iPad), die mich erneut auf das Thema brachte. Ausgerechnet dann noch in einem Absatz unter der Zwischenüberschrift „Merkwürdige Sprache“ findet sich wieder diese tödliche Formulierung: „Das macht Sinn,“.

Schlimm, wenn man so was zum Frühstück lesen und auf nüchternen Magen wieder ein Kätzchen ertränken muss.

2 Kommentare

  1. Neulich hab ich das Buch „Schlechte Medizin Ein Wutbuch“ von Dr.med. Gunter Frank gelesen. Der gute Herr Doktor wirft in diesem Buch mit der Floskel „Sinn machen“ nur so um sich und merkt leider nicht, dass alle die Medikamente- und Nahrungsergänzungsmittelhersteller und viele andere, die er angreift, nichts anderes versuchen, als aus unsinnigem Zeug einen Sinn zu machen. Und noch dazu legt er ihnen diese Formulierung direkt in den Mund. Das hat mir dieses eigentlich sehr sinnvolle Buch ziemlich verleidet.

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