Selbst im Kölner Stadt-Anzeiger, der dominierenden Zeitung im doch sehr katholischen Köln wurde heute der Wahlausgang der EKD-Synode verkündet. Heinrich Bedford-Strohm wurde als neuer Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gewählt. Der Nachfolger von Nikolaus Schneider wirkt auf mich auf den Fotos genauso charismatisch, wie man ihm nachsagt. Aus dem Bauch heraus würde ich behaupten, er ist eine gute Wahl gewesen. Anders als bei Nominierungen innerhalb der katholischen Kirche bin ich hier Teil der evangelischen Gemeinschaft.
Je älter ich werde, desto bewusster wird mir das. Mir wird auch deutlich, welchen Einfluss auf mein Denken und handeln hat, dass ich evangelisch getauft wurde – auch wenn ich nicht kirchennah erzogen wurde. Was den Glauben angeht, würde ich mich mehr den je als Laie bezeichnen. Gerade im Zusammenhang mit der Wahl von Bedford-Strohm wurde mir das heute morgen wieder deutlich. Zumindest in der iPad-Asugabe des Artikels „Streitbarer Theologe führt Protestanten“ fielen in einem Nebensatz drei Begriffe. Lutheraner, Reformierte und Unierte. Erklärt wurde das nicht, man setzt beim KSTA vermutlich voraus, dass wenn jemand schon evangelisch ist, er auch die unterschiedlichen Strömungwn in seiner Kirche kennt.
Nun, ich als Laie kenne sie nicht. Nur wage hatte ich noch im Kopf, dass es einen Unterschied im Verständnis des Abendmahls gibt. So manifestiert sich in Brot und Wein bei den Lutheraner Leib und Blut Christi, während sie bei den Reformierten lediglich symbolischen Charakter haben (ich hoffw, ich habe das hier korrekt wiedergegeben). Unierte, damit konnte gar nichts anfangen. Am Frühstückstisch führte meine Lücke zum unterbrechen der Zeitungslektüre und zur Recherche im Internet.
Zwischen mehreren Schlückchen Tee erfuhr ich von weiteren Unterschieden, die sogar noch tiefer reichen als lediglich das Abendmahl. Auf der Webseite von evangelisch.de finden sich im Artikel „Lutherisch, reformiert, uniert? Alles evangelisch!“ Aussagen, was Lutheraner und Reformierte voneinander trennt.
So wie ich es verstanden habe, vergibt bei den Lutheranern Gott den Sündern automatisch und nimmt sie in die Gemeinschaft auf. Bei den Reformierten dagegen muss „der Mensch erst durch das Wort der frohen Botschaft erkennen kann, dass er ein Sünder war“. Erst diese Erkenntnis führt zu Gott und zur Vergebung der Sünden.
Wie dem auch sei, meine Neugier war geweckt und stöberte ich mit dem zweiten Croissant in der Hand weiter im Netz um zu erfahren, welcher Strömung ich den zugerechnet werde. Das hängt nämlich im Wesentlichen davon ab, wo man groß geworden, respektive getauft worden ist. Die unterschiedlichen Landeskirchen gehören jeweils einem der Lager an. Wesel, meine Geburtsstadt, hat zwar nicht so schrecklich viele Einwohner, aber auch eine äußerst interessante Geschichte (was einem immer erst aus der Ferne bewusst wird). Den Beinamen Vesalia hospitalis trägt die Stadt, weil es um 1578 Religionsflüchtlinge aus den Niederlanden aufnahmen, die so den Fängen des katholischen Spanien entkommen konnten.
Wie sich die Reformation in Wesel ausprägte, kann man recht gut nachlesen auf der Webseite der Kirche ein Wesel. Nach dem Frühstück war ich nicht nur erstaunt über das, was ich alles erfahren hatte, sondern auch ein wenig stolz (wenn man das so schreiben darf) auf meinen Glauben und meine Geburtsstadt.
Was den neuen Vorsitzenden der EKD betrifft, bin ich gespannt, welche neuen Impulse er der evangelischen Kirche geben wird. Aufmerksamer verfolgen als bisher werde ich es auf jeden Fall.