Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Schwimmflügel sind eine Schwimmhilfe, mit denen man zweierlei versucht zu erreichen. Auf der einen Seite sollen sie Kinder davon abhalten, all zu leicht zu ertrinken, wenn sie noch nicht schwimmen können. Vor allem aber sollen sie Schwimmanfängern helfen, sich leichter über was zu halten und schwimmen zu lernen. Für sie gilt allerdings das gleiche wie für Stützräder beim Fahrrad. Es gibt einem Zeitpunkt, an dem darauf verzichtet werden muss, andernfalls lernt man weder richtig Fahrrad fahren noch schwimmen. Es selber können, ohne Hilfe, ist ein wichtiger Schritt in jedem Lernprozess.

Heute Morgen vor dem Spiele, beim Zähneputzen, fielen mir meine Schwimmflügel wieder ein. Allerdings in einem etwas anderem Zusammenhang. Für mich ist der diesjährige November der erste seit dem ich in Köln lebe, in dem ich nicht an NaNoWriMo teilnehme. Eine bewusste und überlegte Entscheidung, die ich schon vor Wochen getroffen hatte. Es bedeutet jedoch nicht, dass ich dem Schreiben entsagen, ganz im Gegenteil. Es wurde mir deutlich, wie wichtig es ist, Texte auch endlich zu Ende zu bringen. Der NaNoWriMo übernimmt ein Stück weit die Funktion von Schwimmflügeln. Er hilft, die ersten Schritte zu machen, gemeinsam (virtuell) mit anderen innerhalb von 30 Tagen seine 50.000 Wörter zu schreiben. Erreicht man dieses Ziel, bestärkt es einen. Zu sehen, was möglich ist, gibt Kraft und Mut, sich ernsthaft mit dem Thema „Eigener Roman“ zu beschäftigen.

Wie bei Schwimmflügeln ist auch bei NaNoWriMo so, dass es einen Zeitpunkt gibt, wo man sich emanzipieren muss. Eine Freundin bezeichnet das treffend „für mich ist das ganze Jahr NaNoWriMo“. Nur permanentes Arbeiten am Schreibprojekt führt zum Erfolg. Die 30 Tage im NaNoWriMo sind gut, um einen Anfang zu schaffen, reichen aber nicht aus, um über die Ziellinie zu kommen — es sei denn, diese ist anders gesetzt. Wer nur für sich schreibt, ohne den festen Willen der Veröffentlichung, mag mit dem NaNoWriMo alleine zurecht kommen. Im Meer schwimmen kann man damit jedoch nicht.

Interessant fand ich in diesem Jahr, wie sich diese Erkenntnis auch in meiner Kölner Schreibgruppe durchgesetzt hat. Der harte Kern (nennen wir es mal so) nimmt nicht am diesjährigen NaNoWriMo teil. Im deutschsprachigen NaNoWriMo-Forum hat das für leichte Verwirrung gesorgt, da es lange Zeit keinen eigenen Thread für Köln gab. Ob es NaNoWriMo-Treffen wie in den letzten Jahren geben wird, scheint unklar zu sein. Schade ist es, ja, aber jeder der sich berufen fühlt, kann über das Forum ein Treffen auf die Beine stellen.

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