Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Wesseling — irgendwo zwischen Köln und Bonn

Seit dem meine Frau und ich in Köln wohnen, waren wir bisher genau einmal in Wesseling. Das war im vergangenen Herbst, als wir bei einem der wohl nettesten Optiker in Wesseling eine neue Brille aussuchten.

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Wesseling stand heute zum zweiten Mal auf dem Programm. Diesmal war es keine neue Brille, sondern der Wanderführer „Köln / Bonn — Erlebniswanderungen zwischen den Städten“. Im Vorfeld wurden wir bereits hinsichtlich der Genauigkeit der Angaben gewarnt. So sollen doch einige Strecken in der Realität anders verlaufen als im Wanderführer angegeben. Für die Strecke Nummer 9, „Rund um Wesseling“ konnten wir das nicht verifizieren, denn ich hatte bereits vor Antritt mittels kommot eine eigene Route geplant. Die lehnte sich zwar grob an Strecke 9 an, starte aber nicht in Wesseling, sondern bereits in Godorf.

Für den vorgezogenen Start (und auch Endpunkt) gab es gleich zwei gute Gründe. Godorf markiert im Tarifgebiet den Endpunkt, so dass wir uns das Nachlösen ersparten. Wesentlich wichtiger jedoch war die Erhöhung der Tourlänge um etwas über vier zusätzliche Kilometer. Eine Strecke von 9 Kilometern ist für uns keine Wanderung, sondern eher ein Spaziergang. Sollte ich dafür auch noch tatsächlich die im Buch veranschlagten Stunden benötigen, bin ich entweder bereits über 100 Jahre alt oder unbemerkt verstorben.

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Godorf also. Für Naturfreunde vielleicht ein unpassender Startpunkt, für Köln-Interessierte mehr als nur reizvoll. Wir liefen am Hafen entlang und durch das Industriegebiet. Hat was von Sim City, nur das so was im Original wesentlich beeindruckender ist. Nach dem Industriegebiet folgte dann ein ziemlich deutlicher Bruch. Ohne einen Übergang liefen wir direkt in Wesseling hinein, immer den Rhein in Reichweite. Dieser Teil von Wesseling ist, sagen wir mal, beschaulich. Die Ruhe wirkt entschleunigend.

Während uns der erste Teil von Wesseling etwas verliebt machte, änderte sich dieses Gefühl schlagartig entlang des Kronenwegs. Spontan würde ich die Ansiedlungen als ein in die Breite gegangener sozialer Brennpunkt bezeichnen — wohl wissend, damit einer Menge Menschen bitteres Unrecht zu tun. Aber ganz ehrlich, der Unterschied zur Passage entlang am Rheinpark ist schon sehr deutlich.

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Ist man jedoch erst jenseits der A 555, ändert sich der Eindruck wieder vollständig um man kehrt zurück zum ersten Eindruck von Wesseling. Beschaulich, dörflich, irgendwo zwischen Köln und Bonn, ohne die Nachteile (oder Vorteile) beider Städte in sich zu tragen.Das Naturschutzgebiet Entenfang ist sehenswert, der Weitblick über die Felder grandios. Besonders an einem so strahlende schönen Herbsttag wie heute. Dafür nimmt man dann auch den Rückweg entlang der Brühler Straße in Kauf, dem jegliche Romantik fehlt.

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