Gäbe es ein Panini Sammelalbum mit Deutschlands hässlichsten Orten, der Ebertplatz in Köln wäre mit Sicherheit eines der prominenten Motive darin. Jegliche versuch, sich den Platz schön zu reden beziehungsweise zu trinken, müssen angesichts der versifften Betonwüste scheitern. Befragt man echte Anwohner und Passanten und nicht die sich temporär am Ebertplatz angesiedelte Künstler-Bohème, offenbart sich die Wahrheit über eine der vielen Kölner Bausünden. Der Platz ist kein Platz zum verweilen, sondern ein Angstraum. Besonders in der Nacht, wenn in den „neuen“ Ausstellungsräumen längst das Licht ausgegangen ist.
Wer notgedrungen zu später Stunde am Ebertplatz unterwegs ist, dem weht nicht nur der Geruch von Urin um die Nase, sondern bläst auch die Beunruhigung im Nacken.
Schandflecken gehen besonders gut raus, wenn man sie 12 Jahre vorher in lauwarmen Wasser einweicht.
Beim Kölner Stadt-Anzeiger sieht man das, so konnte man in der Ausgabe von diesem Samstag lese, etwas anders. Ein ganze Seite widmete man dem Ebertplatz, ließ Obdachlose und vor allem Künstler zu Worte kommen, die in den Ladenzeilen am Platz ein weites Feld für Vernissagen und sonstige Spielereien kostengünstig anmieten konnten. Folgt man dem Ton des KSTA und den im Artikel zitierten Menschen, dann ist der Ebertplatz gar nicht so schlimm und der Masterplan von Albert Speer zur vollständigen Sanierung des Schandflecks völlig überflüssig. Nebenbei wischt man so eine sich bereits sehr lange hinziehende Diskussion zur Umgestaltung vom Tisch.
Als netter, und sich vom KSTA völlig zufällig ausgelöster Nebeneffekt, spukt man der Kölner SPD noch kräftig in Suppe — setzen sich die Sozialdemokraten doch schon länger mit Herzblut für die Neugestaltung ein. Die ist trotz aller Hoffnungen schwer als viele Kölner denken, denn was man Ebertplatz nicht sieht, sorgt für eine Menge Schwierigkeiten. Unter dem Ebertplatz liegt ein Knotenpunkt der Kölner Kanalisation, einigen ist vielleicht von Veranstaltungen der Kronleuchtersaal bekannt.
Für einen kurzen Moment schleicht sich lesen des Artikels im KSTA das Gefühl ein, es würde hier um mehr als nur den Ebertplatz gehen. Aber ist auch wieder nur ein völlig an den Haaren herbeigezogene Spekulation, dass man im Hause DuMont eine Adenauer als nächsten Kölner Oberbürgermeister favorisieren würde. Die andere Serie, der Statdrundgang mit Paul Bauwens-Adenauer, bei dem beiläufig Verbesserungsvorschläge gemacht werden, ist sicher purer Zufall.
Bleiben wir aber beim Ebertplatz, der ist bereits politisch genug aufgeladen. Wer sich tagsüber daran macht, in zu erkunden, wird wenig positives erblicken. Wer das Pech hat, nicht ganz so mobil zu sein, wird bereits an den seit langem defekten Rolltreppen scheitern, die vor einem liegen wie eine stumme Anklage, wenn man von Richtung Eigelsteintorburg kommt. Bisher wurden dort an der Treppe noch keine Künstler gesichtet, die Menschen mit Gehbehinderungen die Treppen runter geholfen haben.
Es ist ein Irrglaube, zur Verschönerung des Stadtbildes reiches es aus, einfach ein paar Künstler anzusiedeln. Ein Baum mit Sturmschäden wird auch nicht wieder grün, wenn man ihn mit Weihnachtskugeln schmückt. Nackter Beton sieht nach Jahrzehnten hässlich aus. Kommt noch eine völlig Fehlplanung dazu, die so ein Ungetüm wie die Ebertplatz überhaupt entstehen ließe, kann man eigentlich nur mit einem radikalen Schnitt wieder Neues wachsen lassen. In diesem Fall ist zuschütten die erste Wahl. Auch, um verkehrspolitisch ein Zeichen zu setzen. Fußgänger gehören nicht in den Untergrund.
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