Man muss bei mir eigentlich nur das Label „Neu“ drauf kleben, um beim mir den Kaufimpuls auslösen. Ich gehöre zu der Sorte Menschen, die gerne ausprobieren. Mitunter bin ich etwas skeptisch, dann aber bereit, einen vollständigen Wechsel zu vollziehen (ich komme im Laufe der Woche noch mal darauf zurück…).
Streaming Video ist so eine Sache, die mich fasziniert, die neu ist — und bei den es ein paar Anbieter gibt, die man durchprobieren kann. Bis Ende letzter Woche zählte ich noch zu den Kunden von watchever. Meinen Abschied von dort hatte im August begründet. Als letztes Argument gegen watchever stand „Netflix — will zumindest ausprobiert werden“ auf meiner Abschiedsliste. Nun, gestern war der Deutschlandstart von Netflix und natürlich (siehe „Neu“) habe ich mir es mich nehmen lassen, den Dienst umgehend auszuprobieren. Mit einem Gratis-Monat fällt es dann besonders einfach.
Vor dem Ausprobieren haben die Betreiber die Anmeldung gestellt, bei der man gleichzeitig auch eine Zahlungsweise hinterlegen muss. Kann ich nachvollziehen, schließlich erleichtert das nach dem Probemonat den Zugriff auf den Beitrag. Was ich allerdings schwer nachvollziehen kann, ist folgender Zusatz, den es so wohl beim Bankeinzug geben soll:
Netflix wird Ihre Angaben auf sichere Weise zur Verifizierung an die SCHUFA Holding AG übermitteln. Hierbei erfolgt keine Überprüfung Ihrer Kreditwürdigkeit
Quelle: Caschys Blog
Da ich eine Kreditkarte angegeben habe, stand bei mir kein solcher Hinweis (oder ich habe ihn überlesen). Die Frage ist hier, ob nicht auch noch andere Daten abgefragt und ausgetauscht werden.
Wie dem auch sei, anschließend wurde ich nach drei Filmen / Serien gefragt die mir gefallen. Einerseits erwartet man bei einem amerikanischen Unternehmen mittlerweile, dass ehedem dank NSA alles bereits bekannt ist. Andererseits sind drei Fragen zu meinem Geschmack doch etwas wenig, um ein ordentliches Profil zu bilden. Nun denn, die Vorschläge später passten ganz gut, was aber auch durch die Anzahl der erst verfügbaren Filme und Serien so wirken könnte.
Wo wir schon beim Thema Profil sind: bei Netflix kann man innerhalb eines kostenpflichtigen Accounts mehr als ein Profil hinterlegen. Das ist nicht nur für Familien mit Kindern interessant, sondern auch bereits bei einem Zwei-Personen-Haushalt ein echtes Argument für Netflix. Typische Frauenfilme (Thriller, Heroes, Bing Bang Theory) sind nicht so mein Ding. Die möchte ich weder auf meiner Liste stehen haben noch gesehen Filme aus dieser Kategorie in den sozialen Netzwerken teilen. Trotz anderweitiger Einstellungen hat watchever das immer dann gemacht, wenn meine Frau auf ihrem iPad sich etwas ansah. Peinlich, so was.
Butter bei die Fische, was am Abend zählt, ist die Auswahl. Auf den ersten Blick (so viel wie man in der kurzen Zeit testen kann) sieht die Auswahl durchaus konkurrenzfähig zu anderen Anbietern in Deutschland aus. Ein paar Filme und Serien gibt es auch woanders, andere dagegen nicht bei Netflix, was wiederum mit exklusiven Serien aufgewogen wird. Ein kleiner Hinweis an dieser Stelle, was den Umfang der digitalen Videothek angeht: wenn man Angebote miteinander vergleicht, sollte man auch nur den Bestand heranziehen, der gegeben einen monatlichen Pauschalpreis zur Verfügung steht. Dann schrumpfen nämlich ein paar Dienste deutlich nach unten.
Bei den Filmen gibt es vieles, was wir schon bei watchever gesehen haben. Ist auch bei amazon ähnlich. Dagegen punktete Netflix gestern Abend bei uns im Hinblick auf die Serien. Neu für uns sind zum Beispiel „Fargo“ oder auch „Defiance“ — da sind wir direkt hängengeblieben.
Zumindest bei dem, wo wir reingeschaut haben, stach ein Detail ins Auge, nein eigentlich ins Ohr. Netflix bietet 5.1 Sound, wenn der Film mit dieser Tonspur vorhanden ist. Bei amazon und watchever hatten wir immer nur Stereo. Gleichzeitig, aber das kann auch ein falscher Eindruck sein, war die Bildqualität erheblich besser. Aussetzer gab es keinem im Stream. Wenn man bedenkt, dass gestern Deutschlandstart von Netflix war und nicht wenige Neukunden abends vom Bildschirm hingen, ist das schon mal eine Leistung. Möglicherweise hat aber auch hier die Telekom ihre Hände im Spiel, denn sie wird sicherlich an der einen oder anderen Schraube drehen können, damit die Daten zügig zum Kunden kommen. Verwunderlich wäre es nicht, denn die will Netflix schließlich auch ins Entertain-Programm integrieren.
Zu den kleinen erfreulichen Details gehört auch die automatische Erfassung der Folgen einer Serie, die man bereits gesehen hat. Ein kleines Häkchen hinter dem Titel hilft, den Überblick zu behalten. Bei watchever haben wir das immer auf der Rückseite der Pappe aus einer Toffifee-Packung händisch protokoliert.
Das Einzige, was mir wirklich gar nicht gefällt bei Netflix und wo watchever wirklich um Längen besser ist, betrifft das Firmenlogo. Bei Netflix sieht es so aus, als würde es unmittelbar aus den 80er Jahren des vorherigen Jahrhunderts kommen. Die Webseite von watchever wirkt auch wesentlich frischer. Aber das ist wohl wirklich jammern auf hohem Niveau. Und vielleicht wird das ja auch mal „neu“ gemacht…
2 Kommentare
Sowohl bei Netflix als auch bei Amazon stört mich gewaltig, dass ich deren Angebot erst einsehen kann, wenn ich mich anmelde. Ich wüsste gerne vorher, ob sie die Serien anbieten, an denen ich interessiert bin.
Das ist in der Tat die berühmte „Katze im Sack“, leider. Aber dafür gibt es dann den Probemonat, auch wenn der die oben beschriebenen Tücken hat.