Nein ich bin nicht der Doktor, könnte aber vermutlich einen gebrauchen. Zwei Herzen, damit meine ich eine Unentschlossenheit bezüglich der Ausrichtung meiner Krimis. Klingt erstmal kompliziert, ist es aber nicht. Als ich vor fast vier Jahren angefangen habe mit meinem ersten Krimi, blickte ich zwar auf eine Menge gelesen Bücher. Krimis jedoch gehörten nicht dazu. Es war eine merkwürdige Wendung des Schicksals, wenn man so will, dass ich mich als ausgesprochene Vielleser schreibend ausgerechnet dem Genre zuwendete, um das ich bislang bewusst einen großen Bogen gemacht hatte.
Mittlerweile liegen drei Krimi-Manuskripte bei mir in der Schublade, an einem vierten Krimi schreibe ich seit letztes Jahr November. Fertig im Sinne von „kann an einen Verlag geschickt werden“ ist bisher noch nichts, leider. In den zurückliegenden Jahren habe ich neben dem Schreiben weiterhin gelesen, vor allem eine Menge Krimis, um das Defizit zu beseitigen. Einige gute Krimis waren dabei, viel Mittelmäßiges und auch ein paar richtig schlechte Werke. Gleichzeitig setzte ich mich mit der Mordermittlung auseinander, zumindest theoretisch.
Meine Wunsch war bisher, wenn ich schon einen Krimi schreibe, dann auch einen, der Hand und Fuß hat. Also einen, bei dem die Fakten stimme, die Polizeiarbeit richtig wiedergegeben wird. Die letzten drei Wochen hatte ich Zeit, intensiv über mein weiteres Vorgehen nachzudenken. Beim kommenden NaNoWriMo werde ich auf gar keinen Fall mehr mit einem neu zu entwickelnden Plot an den Start gehen. Es bringt nichts, wohl möglich noch einen fünften Roman-Entwurf mit über 50.000 Wörtern in der Schublade zu haben. Wichtig ist es, wie ich bei Daniela gesehen habe, eine Sache zu Ende zu bringen.
Schau ich kritisch auf das, was ich bisher geschrieben habe, dann sieht es weniger rosig aus als ich noch zu Anfang des Jahres geglaubt hatte. Mein „Erstling“ ist im Grunde genommen kaum zu gebrauchen. Um ihn zu retten, müsste ich ihn vollständig neu schreiben, nicht nur einzelne Kapitel überarbeiten. Im Grunde hatte ich das bereits an dem Punkt befürchtet, wo ich mir Zeitlinie des Entwurfs verdeutlichte. Zu viele Sprünge- Hinzu kommen noch häufige Perspektivenwechsel (und einige, die mir gar nicht selber bewusst waren). Krönung des ganzen ist jedoch, dass von echter Polizeiarbeit nur minimale Spuren, wenn überhaupt, vorhanden sind. Kein Wunder, denn schließlich kannte ich beim Schreiben von „Altmetall am Altrhein“ noch gar nicht mit dem Genre und echter Polizeiarbeit aus.
Dummerweise sieht es ein wenig wie beim Domino-Spiel aus. Fällt der erste Niederrhein-Krimi, kippt damit auch sein Nachfolger (mein drittes Manuskript) mit den gleichen Figuren. Krimi Nummer zwei hat zwar andere Figuren, aber auch einige Schwächen — wobei sich da mit Sicherheit das Meiste retten lässt. Mein Eifel-Krimi ist derzeit noch in der Entstehungsphase, so dass ich an einigen Stellen noch das Ruder rechtzeitig herumreißen könnte.
Genau an dieser Stelle komme ich zum großen Aber beziehungsweise zu den zwei Herzen in meiner Brust — genau genommen wären es sogar drei. Ich muss für mich selber eine Antwort drauf finden, was ich eigentlich will im Krimi. Echte Polizeiarbeit mit glaubwürdigen Ermittlern? Dorfpolizisten und kauzige Ermittler, also Richtung Franz Eberhofer oder Kluftinger die Figuren anlegen? Oder aber gehe ich in eine ganz andere Richtung und verabschiede mich von der Polizei als Mittelpunkt im Krimi. Dann wäre ich bei den Privatermittlern, welche ich eigentlich lesend eher weniger mag — da gibt es einfach zu viele schlechte Krimis als Beispiel.
Für die echte Polizeiarbeit bräuchte ich Nachhilfe in der Sache — Theorie alleine reicht nicht, ich müsste einiges aus erster Hand erzählt bekommen. Die kauzigen Figuren mag ich, einen Hang zu Satire, Komik und Ironie habe ehedem. Ein Privatermittler hätte erheblich Vorteile. Gut erinnern kann ich mich noch, warum Autoren wie Stefan Keller, Friedrich Ani oder Heinrich Steinfest einen solchen zum Protagonisten ihrer Krimis gemacht haben.
Die Herzen schlagen weiter. Noch immer habe ich keine Antwort gefunden. Vermutlich werde ich mit dem Eifel-Krimi weitermachen und dann hoffentlich in der Lage sein, genau eine Richtung einzuschlagen — was dann in der Überarbeitung auch zum Tragen kommen würde.