Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Mit gutem Wein ist es so lange einfach, bis man ihn zu schätzen weiß. Wenn sich die Geschmacksnerven an eine gewisse Qualität gewöhnt haben, wenn sich die Wertschätzung für einen guten Tropfen entwickelt. Mit Wissen über Wein und den zunehmenden Erfahrungen steigt auch der Anspruch. Insbesondere gilt das dann, wenn man außerhalb der eigenen vier Wänden konsumiert – also gerade dann, wenn man Wein in einem Restaurant trinkt.

Man gibt sich nicht mehr mit dem billigen Fusel aus dem Großhandel zufrieden, nur weil vielleicht die Atmosphäre im Lokal besonders toll war. Zudem ist es auch so, dass hier Einkaufspreis und der Betrag, der im Restaurant für die Flasche aufgerufen wird, zum Teil im eklatanten Missverhältnis stehen. Das Wissen um guten Wein verdirbt die eigene Anspruchslosigkeit, die man mitunter früher an den Tag gelegt hat.

Je länger man sich mit der Materie (also dem Wein) beschäftigt, desto klarer ist die Vorstellung davon, wie einem der Wein im Restaurant serviert werden sollte. Raumtemperatur beziehungsweise Zimmertemperatur ist ein relativer Begriff. Bei Wein spricht man häufiger auch von Zimmertemperatur. An heißen Sommertagen unterscheidet sich hier der Laie von denjenigen, die zumindest etwas mehr wissen. Laut wikipedia. definiert sich Zimmertemperatur bei Wein wie folgt:

Bei Wein, insbesondere guten Rotweinen, ist meist die Empfehlung zu hören, diese zu chambrieren, das heißt, auf Zimmertemperatur zu bringen. Damit ist allerdings eine Temperatur von 17 bis maximal 19 °C gemeint, da die Anweisung aus Zeiten stammt, als die Räume nicht so warm beheizt wurden wie heutzutage
Quelle: wikipedia.de

So was sollte wirklich jeder, der ein Restaurant betreibt oder in einem solchen für den Wein zuständig ist, wissen. Andernfalls ist es unverschämt, für eine Flasche 15 Euro oder mehr zu verlangen. Es ist auch durchaus nicht zu viel verlangt, wenn der Gast nicht einfach die Weinflasche auf den Tisch gestellt bekommt, sondern diese in einem Weinkühler serviert wird — so hält sich dann die Trinktemperatur selbst bei 30 Grad deutlich länger.

Der Wein ist ein der negativen Eindrücke, die meine Frau und ich gestern Abend bei einer nicht näher zu nennenden Tapas-Bar in Köln vermittelt bekamen. Starker Fisch-Geschmack bei Gambas ist genau so ein No-Go wie Aioli mit eher glibriger Konsistenz (vermutlich auch aus dem Großmark), ein liebloses Eisbergsalatblat und Cocktailsauce (Fertigprodukt?) zu frittierten Tintenfischringen oder aber der Umstand, vier Gäste an einem Tisch nicht gleichzeitig bedienen zu können — der Zeitunterschied betrug bei gleichzeitiger Bestellung bis zu 15 Minuten.

Beim nächsten Mal, so viel steht für uns auf jeden Fall fest, essen wir wieder gegenüber. Zumindest in Köln hat man die Wahl. Nicht nur im Wein liegt die Wahrheit, sondern bereits in der Art, wie man ihn serviert bekommt. Und da trennt sich bei den Restaurants tatsächlich die Spreu vom Weizen.

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