Mein letzter Sportlehrer pflegte gerne zu sagen, es gäbe kein schlechtes Wetter, nur falsche Kleidung. Daher wurde im Sommer auch bei Regen auf dem Auesee in Wesel gerudert. Das mit der falschen Kleidung ist nur bedingt richtig. Mir ist noch nichts zum anziehen bekannt, was gegen Blitzschlag hilft (und mit dem man sich noch bewegen kann). Trotzdem ließen haben wir (meine Frau und ich) uns heute nicht davon abbringen lassen, endlich die neunte Etappe des Kölnpfads in Angriff zu nehmen — trotz der bescheidenen Wetterprognose. Gewitter war für den Nachmittag erst angekündigt.
Angefangen hat unsere heute Wanderung jedoch mit einem ziemlichen Schreck, ausgelöst durch eine Verkettung von Umständen. Start der 9. Etappe ist Bensberg. Sowohl bei Nadine als auch bei mir ist das außerhalb des Tarifgebietes (Monatskarte KVB / bahncard 100). Daher wusste wir vor Antritt der Fahrt, dass wir ein Anschlusticket für die Strecke ab Brück Mauspfad benötigen würden. Im Portmonee von uns befanden sich nur Scheine, daher wollten wir auf dem Weg zu Haltestelle Geldernstrasse / Parkgürtel beim Speisewagen in der Siedlung eine Kleinigkeit kaufen um so an Münzgeld zu kommen. Wer mal versucht hat in Bahnen der KVB mit Scheinen zu bezahlen, weiss warum. Urlaubsbedingt öffnet der Speisewagen jedoch bis Anfang August erst um 15 Uhr. Plan B sah dann vor, ein Handyticket zu kaufen. Dazu musste ich mir sowohl die App herunterladen als auch eine komplette Registrierung durchführen, was mir Haltestelle Neumarkt gelang. Davor lag noch das Umsteigen an der Aachener Str. / Gürtel so wie das große Rätsel, welche Ticket zu welche Preisstufe denn das richtige sei. Die KVB versteht sich trefflich darin, einem diese Informationen so schwer wie möglich zugänglich zu machen. Sicherheitshalber lösten wir daher Tickets der Preisstufe 2b für jeweils 3,80 Euro.
Selbstverständlich wurden wir kurz vor der Endhaltestelle kontrolliert. Das Ticket meiner Frau war gültig, aber wir hätten nur Preisstufe 1 a zu 2,80 Euro benötigt. Bei meinem Ticket gab es ein größeres Problem, denn mein iPhone war weder im Rucksack noch in der Hosentasche, wo ich es hineingesteckt hatte. Erst durch aufstehen und umsehen sah ich, dass es links am Sitz in eine Lücke gerutscht war. Noch nie ich mich so über eine Kontrolle in der Bahn gefreut. Ohne die Kontrolle wären wir aus der Bahn ausgestiegen und hätten mein Handy zurückgelassen. Ausgang unbekannt.
Auf der langen Rolltreppe an der Endhaltestelle Bensberg nach oben stellten wir dann fest, dass es KVB-eigene Raucher gibt, die trotz Verbot einfach drauflos qualmen. Zeit ist knapp, wenn man im Dienst ist. Endlich oben ging es dann zunächst wenig charmant an der Friedrich-Offermann-Straße entlang. Aber gut, nicht Endhaltestelle kann im Wald enden. Der Abschnitt im Köngisforst selber ist wirklich lohnenswert, wobei der „Mount Troodelöh“ eher an einen schalen Witz erinnert. Kein Weitblick, keine richtige Höhe.
Der zweite Abschnitt der 9. Etappe führt durch einen Teil der Wahner Heide. Je nach Wetterlage kann das recht unangenehm sein. Während es im Königsforst noch angenehm auszuhalten war, umpfing uns in der Wahner Heide eine schwül-warme Luft. Der Blick über das Pionierübungsbecken entschädigte jedoch für die nachfolgende „Leidensstrecke“. Immerhin, alles war ordentlich ausgeschildert. In Grengel schien man dagegen sparsamer mit den Hinweisen zu sein. Ohne Navigationshilfe wären wir unter Garantie vom rechten Pfad abgekommen — und meiner Frau wäre dann der Pflaumenbaum mit übermässig vielen reifen Früchten entgangen (mehr schreib ich dazu nicht).
Durch Wahn ging es recht zügig, am Horizont deutlich zu sehen Blitzeinschläge. In weiter Ferne, aber man weiss ja nie. Wir haben uns dann erstmal im bahnhofsnahen EDEKA für das Mittagessen / frühe Abendessen eingedeckt. Auf der Rückfahrt erhielt ich dann von der Telekom eine freundliche Mitteilung, dass ich mein Datenvolumen für diesen Monat erreicht hätte und fortan nur noch mit 68 kbit surfen dürfte. Das ist wirklich extrem langsame, ich hab es ausprobiert. Also buchte ich sofort Speed on. Wie zum Henker ich es überhaupt schaffen konnte, das Datenvolumen zu sprengen, ist mir nach wie vor unklar. In der gesamten Vertragslaufzeit von fast zwei Jahren ist das noch nie vorgekommen 8und nein, ich nutze Spotify selten mobil).
Die Wanderung ließen wir dann mit einem guten Rotwein, selbstgemachter Bolognese und 25 Jahre altem Parmesan ausklingen. Meinetwegen kann es jetzt weiter regnen.