Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Auch wenn man einer „Bombenstimmung“ spricht, wenn auf es auf einer Party oder Veranstaltung hoch her geht, ist mit Bomben eigentlich nicht zu spaßen. Im Gegensatz zu Krisen- und Kriegsgebieten wie Israel, der Ukraine oder Afghanistan leben wir in Deutschland relativ sicher — noch jedenfalls. Die Bomben in unserem Land, die es in die Schlagzeilen schaffen, stammen fast ausschließlich aus dem letzten Weltkrieg. Ein gefährlicher Schatz, der vergessen in der Erde schlummert. Meist bei Bauarbeiten wird er zu Tage gefördert. Auch wenn es immer wieder tragische Unfälle wie letztes Jahr in Euskirchen gibt, so geht es doch in den meisten Fällen gut aus.

Zu verdanken haben wir das vor allem den Frauen und Männern, die als Bombenentschärfer ihr Leben riskieren und einen verdammt guten Job machen. Der Kampfmittelräumdienst wird auch noch Jahrzehnte lang erforderlich sein, wenn man von den Prognosen über noch vorhanden Blindgänger ausgeht. Hand in Hand mit der Entschärfung von Bomben geht immer auch die vorherige Evakuierung. Diese dient dazu, unbeteiligte Dritte nicht zu gefährden. Anweisungen von Polizei und anderen Hilfskräften sollte unbedingt Folge gelistet werden. Die Gewohnheit, dass nichts passiert, darf nie zu Annahmen führen, es würde grundsätzlich keine Gefahr von Bomben ausgehen.

Das alles vorweg, als grundsätzliche Feststellung. Als Dank und Anerkennung auch für die Männer und Frauen, die ihre Arbeit machen. Sicher, für jeden von uns, der sein Büro oder seine Wohnung verlassen muss, manchmal sogar für viele Stunden, ist ärgerlich. Tot zu sein auf der anderen Seite, weil man leichtsinnig, trotzig war, wäre aber noch viel ärgerlicher. Ich für meinen Teil haben keinen Zweifel an der Notwendigkeit einer Räumung rund um den möglichen Explosionsradius. Anordnungen würde ich ohne zu zögern Folge leisten.

Um so unverständlich bliebt mir daher das Verhalten eines Dozenten der Kölner Universität, über den der Kölner Stadt-Anzeiger in seiner Ausgabe von heute berichtete. Dieser habe die Räumung auch des Uni-Hauptgebäudes am 9. Juli durch das Ordnungsamt bewusst ignoriert und seine Vorlesung dennoch abgehalten. Wie dem Bericht zu entnehmen ist, war auch ein kleiner Teil der Studierenden in dieser Veranstaltung anwesend. Allein schon dieses Verhalten des Dozenten der Sozialwissenschaften ist fahrlässig. Er hat nicht nur sein Leben riskiert, sondern auch das der anwesenden Studierenden.

Wer sich an die Weisungen der Stadt gehalten hatte, verpasste diese Vorlesung. Das denjenigen daraus kein Nachteil entstehen darf, sollte selbstverständlich sein. Für den entsprechenden Dozenten allerdings nicht. Vergangene Samstag wurde die Klausur „Einführung in die Statistik für Sozialwissenschaftler“ geschrieben. Dabei bestanden die Aufgaben zu 30 Prozent aus dem Stoff vom 9. Juli, also von der Vorlesung, die eigentlich hätte gar nicht stattfinden dürfe.

Das sich die betroffenen Studierenden jetzt beschweren, ist nachvollziehbar. Der Dozent, so sehe ich das, hat durch sein Handeln zum Ausdruck gebracht, dass er für den Lehrbetrieb nicht geeignet ist. Disziplinarische Maßnahmen sind hier in jedem Fall angebracht. Zudem stellt sich die Frage, in weit seine Weigerung, den Anweisungen des Ordnungsamtes Folge zu leisten, noch strafrechtliche Konsequenzen haben wird.

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