Ein Artikel im Kölner Stadt-Anzeiger von heute rief mir in Erinnerung, dass das Sommerferienangebot „Mini-Nippes“ seit vergangen Woche läuft. Dabei müsste ich es eigentlich genau wissen, denn auf dem Weg zur Arbeit führt mich mein Weg vorbei an Mini-Nippes. Nur ist es morgens noch zu früh und abends bereits zu spät, um dort einen Blick auf das Treiben zu erheischen. Auf der anderen Seite bin ich aber auch dankbar, abends keine Horden von Kindern mehr hören zu müssen. Schließlich grenzt Mini-Nippes derzeit direkt an die autofreie Siedlung Stellwerk 60.
Die Angebote von Mini-Nippes, so wie es im KSTA beschrieben, hören sich spannend an. So eine Art Stadtranderholung 2.0. Mir fallen in dem Zusammenhang immer meine eigenen Erfahrungen mit der Stadtranderholung ein, damals in Wesel. Die Stadtranderholung kenne ich sowohl aus Teilnehmer- als auch Betreuersicht. Verbunden ist die Stadtranderholung mit Zitronentee (aus dem berüchtigten Pulver), zweckentfremdeten Schulgebäuden und mit der obligatorischen Erste-Hilfe-Tasche, die alle Ausflüge in die nahe und ferne Umgebung begleitete.
Wehmut erfasst mich nicht aus Nostalgie, sondern eher im Anbetracht dessen, was in Mini-Nippes angeboten wird. Eine eigene Währung, Berufe, Radiosender. Das hört sich ungleich spannender an als das, was damals in der Stadtranderholung gemacht wurde. Selbst die Bezeichnung spricht bereits Bände. „Mini-Nippes“, das klingt einladen, sympathisch. Dagegen haftet „Stadtranderholung“ ein bürokratischer Mief an. Zudem wurde Kinder automatisch immer ein Stempel aufgedrückt. Richtiger Urlaub oder lediglich Stadtranderholung, hieß in der Schule. Stadtranderholung, dass war für alle die, deren Eltern sich keinen Urlaub leisten konnten. Gerade deshalb aber erscheint mit die Idee hinter der Stadtranderholung wichtig.
Bei uns zu Hause war es mitunter so, dass wir in der zweiten Hälfte der Ferien mit den Eltern gemeinsam in den Urlaub fuhren, in der ersten Hälfte jedoch zur Stadtranderholung geschickt wurden. Bis wird dann zu alt waren beziehungsweise lieber die Ferien selber gestalten wollten. Bei mir gab es später noch eine Renaissance der Stadtranderholung, als ich selber Betreuer wurde. Das hing zum Teil auch mit meiner späteren Berufsvorstellung zusammen, ist aber ein völlig andere Geschichte.