Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Der Weltspartag ist erst Ende Oktober. Und eigentlich sollte erst dann dieser Blogartikel dazu geschrieben werden. Manchmal jedoch kommt es ganz anders. Es war kein Zeitparadoxon, welches mich dazu brachte, diesen Text jetzt bereist zu schreiben, sondern die Erkenntnis, dass die ursprüngliche Idee nicht funktionieren wird.

Meine Hypothese war die, dass es zwar noch den Weltspartag gibt, aber für Kinder hierzulande keine Bedeutung mehr hat. Eine Generation von Free-to-Play und In-App-Käufen, die sich beim Anblick von so etwas wie einer Spardose nur wundern würden. Nur eine E-Mail, und die Idee starb. Zu meiner Überraschung lassen sich Kinder nach wie vor noch für so was sparen begeistern. Es gibt zum Beispiel in der Sparkasse auch noch Spardosen. Warum trotzdem die Anzahl der Konsumkredite zunimmt, ist dann ein anderes Thema.

Spardosen und Weltspartag jedenfalls ist etwas, was mich an meine Kindheit erinnert. Wie man mich dazu versuchte zu erziehen, ein Teil des Taschengeldes in die Spardose zu werfen. Wer die volle Spardose zum Weltspartag zur Bank brachte, bekam dort etwas besonderes geschenkt. Für Schule hatte die Sparkasse auch immer besondere Aktionen.

An meine letzte Spardose kann ich mich noch ganz gut erinnern. Ein feuerroter Safe aus Plastik, mit Schloss und drei Zahlenfelder, bei denen man mit einem Rädchen die richtige Kombination einstellen musste. Wie bei so vielen Sachen hatte ich für den Tresor recht schnell einen Hack. Die Rückwand war nur aufgeklebt und ließ sich mit etwas Geschick abtrennen. Geld war danach selten im Tresor. Aber darin ließen sich gut Dinge verstecken, die andere Familienmitglieder nicht finden sollten. Von der Rückwand, die sich öffnen ließ, wusste nur ich. Die Möglichkeit, sie abzunehmen ermöglichte es auch, Dinge in den Tresor zu packen, die durch die Tür nicht gepasst hätten. Gimmicks aus YPS-Heften, die ich gar nicht hätte haben dürfen, zum Beispiel.

Letzteres führt dann doch wieder zum Weltspartag, denn diese Hefte verschlangen schon einen Teil meines damaligen Taschengeldes. Genau so wie Wassereis und Ahoi-Brause. Gespart habe ich mir eigentlich nur das Sparen selber. Was Anlass für die Frage wäre, warum dann ausgerechnet ich einen Artikel über die Weltspartag schreiben wollte, um die nachlassende Spar-Moral von Kindern zu beklagen.

2 Kommentare

  1. Der Umschwung vom Sparen zum Ausgeben erfolgt noch in der Kindheit. Wer am Weltspartag mit der Spardose kommt, kann oft noch nicht über den Tresen schauen. Wer diese Größe erreicht hat, der kommt eher abheben. Vom eigenen Girokonto.

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