Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Im ansonsten leeren ICE sitzen, während draußen die Landschaft vorbei rauscht. Es könnte eine große Endlosschleife quer durch Deutschland sein. Keinen Anfang mehr, erst recht kein Ziel. Tag und Nacht würden sich genauso abwechseln wie Wetter und Jahreszeiten. Konstant mit 200km/h oder mehr. Dabei einen eBook-Reader mit Lesestoff für die nächsten 20 Jahre. Abtauchen in Geschichten, die Welt vergessen. Bis man dann irgendwann davon überzeugt ist, dass die Welt, die draußen am Fenster vorbeizieht, genauso fiktiv ist wie das, was man liest.

An einem milden Sommertag morgens in der Frühe, wenn es noch frisch, aber nicht zu kalt ist, los laufen. Die ersten Strahlen der Sonne auf dem Gesicht spüren, während man die Stadt hinter sich lässt. Dann einfach immer weiter laufen, niemals seine Füße und Beine schmerzend spüren, ein lang anhaltender Morgen ohne Anstrengung, der einen immer weiter weg trägt. Unterwegs erlebt man die Landschaft intensiv, saugt die frische Luft der Wälder, berge und Meere tief in seine Lungen. Der Kopf wird dabei immer leere, frei von allem Ballast, der weit hinter einem liegt.

Einfach nur am Meer auf einem Stein sitzen, runter in die Brandung schauen, dem Geräusch der Wellen und Möwen lauschen. Die Gedanken schweifen lassen. Den Wechsel von Tag und Nacht mitbekommen, eins werden mit dem Stein. Überdauern, bis die Wellen stetig an den Klippen nagend, diese zum Einsturz gebraucht haben. Dann als Stein im Wasser liegende, die Jahrhundert überdauernd, während die Wellen um einen herum Schicht um Schicht abtragen. Der Stein verliert Ecken und Kanten, dann verliert sich selbst in den Wellen.

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