Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Klassen – auf die Größe kommt es an

Schul- und Bildungspolitik ist entweder ein Thema, welches mich nach wie vor verfolgt oder aber ich besitze eine gewisse Sensibilität dafür. Andererseits brennt es derzeit so stark im Bildungssektor, dass man schon sehr ignorant sein müsste, um gar nichts mitzubekommen.

Im heutigen Kölner Stadt-Anzeiger wurde die Größe der Schulklassen im Raum Köln thematisiert. Laut der ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland gibt es für Nordrhein-Westfalen eine Vorgabe für die Klassengröße. Der Orientierungswert liegt für die Sekundarstufe 28 Kinder pro Klasse, die Untergrenze bei 26 und die Obergrenze bei 30. Für Grundschulen gilt 15 als Untergrenze, 29 als Obergrenze und 23,5 (wir alle kennen Schüler, die nur halb anwesend sind…) als Orientierungswert.

Stand 2014 in Köln nach Angabe des KSTA: 524 Schulklassen haben mehr als 30 Schüler. Es sollen dabei die Hälfte aller Kölner Gymnasien überbelegt sein. Es mangele, so der KSTA, sowohl an Lehrkräften als auch an (größeren) zusätzlichen Schulen. Rund 50 Prozent aller Gymnasien in Köln (es sind 34) haben unbesetzte Stellen, die zu Stundenausfällen führen.

Bekannt sind auch Gymnasien, bei denen es in der fünften(!) Klasse 29 bis sogar 32 Schülerinnen und Schüler gibt, bei denen die Lehrkräfte zusätzlich noch die Inklusion zu stemmen haben – alleine, versteht sich.

In der deutschen Schulforschung hält sich nach wie vor die Überzeugung, die Klassengröße sei kein maßgeblicher Faktor des Schulerfolgs. Empirische Untersuchungen in den USA und anderen Ländern belegen dagegen, dass kleine Klassengrößen, die dauerhaft angelegt sind, zu einem nennenswerten Leistungsvorsprung führen. Insbesondere sozial benachteiligte Schülerinnen und Schüler scheinen zudem von kleineren Klassen zu profitieren. Damit diese Effekte auch tatsächlich auftretenden, werden allerdings Lehrkräfte benötigt, über entsprechende didaktische und methodische Kompetenzen verfügen.
Eine kleine Klassengröße sorgt nicht automatisch für bessere Leistungsfähigkeit (vgl.: bildungsforschung, Ausgabe 2006 Jahrgang 3 Ausgabe 1 Schwerpunkt „Krieg und Bildung“ ISSN 1860-8213, „Klassengröße: eine wichtige Variable von Schule und Unterricht?“ von Grit im Brahm)

Seitens der GEW wird immer wieder (vgl: „Kleine Klassen – große Klasse„) darauf hin gewiesen, welche Bedeutung kleine Klassen auch für das Lernklima haben. Während es an den staatlichen Schulen  vorrangig immer nach ökonomischen Gesichtspunkten zu gehen scheint, betrachten private Schulen 25 Schülerinnen und Schüler als pädagogisch sinnvolle Größe. Gleiches gilt im Übrigen auch für die Laborschule an der Universität Bielefeld.

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