Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Mindestlohn — zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Abgeordneten

Der flächendeckende Mindestlohn in Deutschland kommt, heisst es. Vor Ausbruch in Jubel empfiehlt es sich, genau die PACKUNGSBEILAGE zu lesen:

Mindestlohn

1. Welche Eigenschaften hat der Mindestlohn?
„Mindestlohn“ enthält 8,50 Euro pro Stunde. Dieser Wirkstoff lässt sich aufgrund verschiedener Eigenschaften auf Arbeitnehmer in Deutschland anwenden.

2. Wirkstärke und Darreichungsform von „Mindestlohn“
Mindestlohn wir in einer Höchstdosis von 40 Stunde / Woche verabreicht.
Der jeweilige Arbeitgeber berät Sie, ob diese Wirkstärke und Darreichungsform für Ihre Behandlung geeignet ist.

3. „Mindestlohn“ darf nicht eingenommen werden,
– wenn Sie Langzeitarbeitsloser sind
– ehrenamtlich tätig werden
– das 18. Lebensjahr noch nicht vollendet haben und über keine abgeschlossen Ausbildung verfügen

4. Besondere Vorsicht bei der Einnahme von „Mindestlohn“ ist erforderlich,
– in strukturschwachen Regionen
– bei klein- und Mittelständischen Betrieben
– im Dienstleistungssektor.

5. Risiken und Nebenwirkungen
Vereinzelt kann es bei der Einnahme von „Mindestlohn“ zum Abbau von Arbeitsplätzen, Preissteigerungen allgemeinen Unwohlsein kommen. In seltenen Fällen tritt eine Inflation auf.

6. Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen
Es sind keine besonderen Vorsichtsmaßnahmen erforderlich.

7. Art und Dauer der Anwendung
„Mindestlohn“ kann bis zum Erreichen des derzeit gültigen Renteneintrittsalters eingenommen werden.

Der Mindestlohn kommt, aber eben nicht für alle, wie vor der Bundestagswahl von der SPD versprochen wurde. Es kann davon ausgegangen werden, dass bis zur Umsetzung noch weitere Ausnahmeregelungen geschaffen werden. Besonders perfide ist es, dass Langzeitarbeitlose vom Mindestlohn für die ersten sechs Monate bei Beginn einer Beschäftigung ausgenommen sind. Es trifft nicht nur die Schwächsten, sondern führt mit hoher Wahrscheinlichkeit auch dazu, dass ein Arbeitsverhältnis nicht über die sechs Monate hinaus verlängert wird. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit, eine sozialdemokratische Forderung, sie scheint nur bedingt Gültigkeit zu haben.

Es würden durch die Einführung des Mindestlohns Arbeitsplätze wegfallen, ist ein häufiges Argument (ohne das genau die Anzahl der wegfallenden Arbeitsplätze beziffert wird). Ein großer Teil der Arbeitsplätze, die im Zusammenhang mit dem Mindestlohn auf der Dispositionsliste stehen, kann nicht ins Ausland verlagert werden. Wenn zum Beispiel ein Zeitungsbote, der durch Mindestlohn zu teuer geworden ist, entlassen wird, kann sein Job nicht von jemand in sagen wir mal Bangladesch übernommen werden. Die Zeitungen werden hier vor Ort gelesen. Gleiches gilt auch für andere Dienstleistungen. Steigen die Preise für zum Beispiel das Haare schneiden in Ostdeutschland, so haben die Kunden die Wahl, entweder gar nicht zum Friseur zu gehen oder aber den Preis zu akzeptieren, denn durch den Mindestlohn wird auch der Friseur im Nachbarort seine Preise erhöht haben.

Mindestlohn führe zu höheren Preisen, wird auch als Argument gegen ihn verwendet. Korrekt an dieser Stelle wäre davon zu sprechen, dass der Mindestlohn zu marktgerechten Preisen führt.

Die tatsächlichen Nebenwirkungen des Mindestlohns werden sich erst in Zukunft zeigen. Man kann drauf genauso gespannt sein wie auf die Versuche, ihn möglichst kreativ zu unterlaufen.

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