Damals, noch in Bielefeld, habe ich es mehrfach getan; mich freiwillig als Wahlhelfer gemeldet, einen Sonntag damit gebracht, in irgendeiner Schule zu sitzen. Den ganzen Tag über prüft man bei den Bürgerinnen und Bürgern die Wahlunterlagen, schaut zu, wie die Stimmzettel in der Wahlurne verschwinden um nach 18 Uhr mit Auszählung zu beginnen. Nur wenn man Wahlhelfer bei der Briefwahl ist, läuft es etwas anders. Und aus Erfahrung muss ich sagen, dass würde ich nicht mehr machen. Durch das Verfahren mit den doppelten Umschlägen kann eine Menge schief gehen. Selbst ein korrekt ausgefüllter Stimmzettel ist ungültig, wenn man seine Wahlbenachrichtigung vergisst oder in dem Umschlag mit dem Stimmzettel packt (dann ist die Stimmabgabe nicht mehr anonym).
In Nordrhein-Westfalen stehen am 25. Mai gleich zwei Wahlen an einem Tag an. Sowohl die Kommunalwahl als auch die Europawahl. Auf Grund des damit verbundenen höheren Aufwandes bei der Auszählung der Stimmen werden in Köln 10.500 Wahlhelfer benötigt. Bisher haben sich gerade mal die Hälfte der benötigten Helfer gemeldet. Gestern berichtet der Kölner Stadt-Anzeiger noch mal darüber. Für mich Anlass genug, mir einen Ruck zu geben und mich zu melden.
Zwei Gründe sprechen für mich dafür. Zum einen ist ein Stück Demokratie, an dem man mitwirkt. Zum anderen gehöre ich zu den entschiedenen Gegnern von Wahlcomputern. Wenn man diese ablehnt, kann man sich nicht einfach faul zurück lehnen und andere die Stimmen auszählen lassen, denn das ist wirklich Arbeit und erfordert Gewissenhaftigkeit. Also fiel direkt nach dem Frühstück mein Entschluss. Den in die Tat umzusetzen war allerdings dann nicht ganz so einfach. Auf der Webseite der Stadt Köln zu Wahl findet sich die Annahmeerklärung als Wahlvorstandsmitglied. Der Wahlvorstand besteht aus einer Vorsitzenden oder einem Vorsitzenden, einer Schriftführerin oder einem Schriftführer und mehreren Beisitzern. Das ist dann zusammen die Gruppe, die in einem Klassenzimmer für den jeweiligen Wahlbezirk die Wahlberechtigung überprüft, den Stimmzettel austeilt und hinterher die Stimmen auszählt.
Das Formular jedenfalls muss man erstmal herunterladen. Dann lässt sich mit etwas Glück am Rechner ausfüllen und ausdrucken. Wichtig ist dabei die eigenhändige Unterschrift. danach schickt man die Annahmeerklärung als Wahlvorstandsmitglied entweder per Fax (Technik aus dem letzten Jahrhundert) oder Brief (Technik von ganz früher) an die Stadt Köln. Andere Möglichkeiten gibt es nicht. Ich stelle mir dabei die Frage, warum man nicht zusätzlich die Möglichkeit anbietet, das ganze per ePost oder De-Mail zu verschicken. Genau für so was sollen doch die „dokumentenechten“ E-Mails da sein, wenn ich mich nicht irre. Ein Faxgerät habe ich nicht und sehe auch keinen Grund, mir eins anzuschaffen. Für einen Web-Fax-Dienst hätte ich die Annahmeerklärung einspannen müssen. Oder das digitale Dokument mit einer Unterschrift versehen müssen. Mir blieb demnach nur noch der Postweg. Dafür musste ich mir eine Internetmarke ausdrucken (60 Cent sind für einige Freiwillige vielleicht auch schon eine Hürde) und einen Briefkasten finden. Durch die tägliche Pendelei habe ich letzten Endes den Brief in Essen eingeworfen.
Im nächsten Schritt werde ich dann wohl eine Rückmeldung bekommen und sollte mir dann einen Schulungstermin aussuchen. Wie es weiter geht, wir man dann hier im Blog lesen können. Wer als Kölner (in anderen Städten wird bestimmt auch noch gesucht) aktiv werden möchte, findet hier alle Informationen dazu.
3 Kommentare
Guten Morgen!
Mach dich auf was gefasst als wahlhelfer. Ich habe 8 x „geholfen“, und immer ging es so: um 6 Uhr (!) (als Wahlvorsteher, als Beisitzer 7 Uhr) auf der Matte, dann ca. 11 Stunden GÄHNENDE LANGEWEILE, um Punkt 18 Uhr fängt der Stress an. Besonders beliebt: Kommunalwahlen, bei denen man ja (bei uns) 3 Stimmen hat, die man kummulieren/panaschieren kann. Oh, oh, oh, aber auch bei BTW und LTW gings manchmal richtig wirr zu. Wenn man Pech hat, hat man Beisitzer, die nicht mal bis 2 zählen können und offenbar LegastenikerInnen sind. Bei einer LTW saßen wir noch um 20 Uhr im Wahllokal und haben Blut und Wasser geschwitzt wegen der nicht-stimmigen Zählergebnisse im Protokoll – und ich durfte dann zum Wahlamt fahren, die Unterlagen abgeben und von den netten Frauen im Wahlamt gegrillt werden. Um halb zehn abends war ich wieder zuhause. Nur zur Info, falls jemand meint, das „Erfrischungsgeld“, das man bekommt, sei leicht verdientes Geld. Mitnichten!
Ich warte sehnsüchtig darauf, dass man E-Wahlen durchführt oder vollautomatische Wahlcomputer in den Wahllokalen installiert.
Ebenfalls einen guten Morgen!
Tatsächlich habe ich mich auch bereits drei Mal zur Verfügung gestellt. Einmal Beisitzer, dann Schriftführer und schließlich auch mal Wahlvorsteher — natürlich ist das anstrengend. Mir ist es aber die Mühe wert, denn Wahlmaschinen traue ich nicht. Buchtipp dazu: Andreas Eschbach, „Ein König für Deutschland“.