Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Die Erdkruste ist rund 35 Kilometer dick. Das hört sich viel an, aber im Verhältnis zu den restlichen 6330 Kilometer bis zum Erdkern ist es nicht mehr als eine dünne Schale. Bildlich ausgedrückt leben wir auf einem sehr dünnen Eis. Die Angst vor Gefahr zu verdrängen, darin sind wir Menschen Meister. Über die Naturgewalten hinaus sind wir uns selber jedoch der größte Feind.

Wenn ich etwa 25 Jahre zurück gehe, wir mir meine damalige Angst vor einem Atomkrieg wieder bewusst. Die Angst vor der nuklearen Bedrohung war und ist nie etwas abstraktes, sondern ganz konkret. Wir wollen, allein um unseren Alltag zu bewältigen, einfach nur vergessen, wir nah wir eigentlich immer dran sind am totalen Untergang. Einwände, die Befürchtungen wären irrational, weil alles doppelt und dreifach gesichert sei, sind im Grunde nur der Versuch, von den Tatsachen abzulenken. Menschen machen Fehler, sind irrational, impulsiv und vorn Natur aus gefährlich.

Niemand will Krieg, heisst es immer. Und doch finden grade in dieser Minuten rund um den Globus Kriege statt. Lokal begrenzte Konflikte, von denen nur ganz wenige das Potential zu einem Flächenbrand haben. In der Ukraine spricht noch niemand von einem Krieg, obwohl russische Truppen ins Land eingefallen sind, um die Interessen Russlands auf der Krim zu wahren, wie es heisst. Die Krimi gehört dabei zur Ukraine.

Deutschland und andere westliche Nationen erkennen, wie wenig rücksichtsvoll russische Politik sein kann. Bisher schwankt man im Westen zwischen Ohnmacht und Androhungen, wie zum Beispiel den Verlust der G8 Mitgliedschaft für Russland. Gleichzeitig weiss man jedoch in Europa und in den USA, dass man auf keinen Fall tatenlos zusehen kann, sofern es wirklich zu einem Krieg zwischen Russland und der Ukraine kommt. Anders vielleicht als in Georgien ist hier wegsehen keine Option. Intervention hat allerdings nicht nur einen Preis, sondern bedeutet eine weitere Stufe der Eskalation. Jede Einmischung in die „innerrussischen Angelegenheiten“ würde zu einem offenen Konflikt zwischen Russland und den westlichen Ländern führen. Ausgang unbekannt.

Es sicher übertrieben, bereits jetzt davon zu sprechen, Europa stünde kurz vor dem Krieg. Aber es zu früh, an die Vernunft aller Beteiligten zu appellieren. Es kann in so einem Konflikt keinen Gewinner geben. Siege sind nur kurzfristig und immer teuer erkauft.

Wer ein Gefühl dafür bekommen will, was derzeit in der Ukraine passiert sollte sich folgendes vorstellen: Grüne, Linkspartei und andere erklären Bundeskanzlerin Merkel nach massiven Protesten aus der Bevölkerung für abgesetzt. Der Bundestag wird gestürmt, die Polizei solidarisiert sich mit den Demonstranten. Im Saarland entstehen Unruhen, Teile der Bevölkerung dort, die sich zu Frankreich neigen, fühlen sich bedroht. Darauf hin marschiert die französische Armee ins Saarland ein, um ihre Interessen zu sichern. Was wäre das? Ein ganz deutlicher Bruch eine ganze Reihe von Verträgen und Abkommen und der Auftakt zu einem sehr unschönen Drama.

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