Vor zwölf Tagen war es, als ich zufällig ein Gespräch zwischen Studierenden über die aktuelle Situation beim Lehramtsstudium mitbekam und darüber schrieb. Und schon wieder beschäftigt mich das Thema. Anlass ist diesmal ein Artikel im Kölner Stadt-Anzeiger von heute, „Protest gegen Praxissemester„.
Als ich mich für meinen Blogeintrag Ende Januar zum Thema schlau machte, stolperte ich in der auf der Seite vom NTRW-Schulministerium über das Praxissemester:
Das Praxissemester findet im zweiten oder dritten Semester der Masterphase des Studiums statt. Es orientiert sich am Schulhalbjahr und der zentrale Lernort ist die Praktikumsschule. Verantwortet wird es von den Hochschulen; ausbildungsfachlich wird es von den Zentren für schulpraktische Lehrerausbildung (bisherige Studienseminare) begleitet.
Quelle: Schulministerium NRW
An sich ist so ein Praxissemster durchaus sinnvoll. Gut kann ich mich noch an mein achtwöchiges Schulpraktikum im ersten Semester erinnern. So was ist im Lehrerberuf einfach nötig, auch um reflektieren zu können, ob die Berufswahl (denn letztendlich läuft das gesamte Studium darauf hinaus) richtig ist. Mich beschlich aber beim Begriff Praxissemster ein ungutes Gefühl. So ein Bauchgefühl ohne entsprechende Falten ist allerdings nichts, worüber man im Normalfall schreibt. Trotzdem ließ mich der Gedanke nicht mehr los. Praxissemster, so meine Befürchtung, bedeutet doch im schlimmsten Fall, die Studierenden sind an der Schule und bekommen dafür kein Geld. Das Nebenbei arbeiten zur Finanzierung des Studiums ist nahezu unmöglich, was jeder beurteilen kann, der solche Art Praktika selber mal gemacht hat.
Im Eingangs erwähnten Artikel vom KSTA bestätigte sich heute leider meine Vermutung. Das Praxissemster ist nach dem Willen von Bildungsministerin Löhrmann unentgeltlich. Nichtmal eine Unterstützung für mögliche anfallende Fahrkosten gibt es (Semestertickets nützen wenig bei Schulen auf dem Land…). Zudem, wenn man sich die Verordnung genauer durchliest, wird es hinsichtlich der Praktikumsschule ziemlich interessant. Für diese muss man sich (online) bewerben. Mit der Zuteilung zu einer Schule erfolgt dann automatisch die „Zuweisung zu einem Zentrum für schulpraktische Lehrerausbildung“. Beides muss sich nicht zwangsläufig in der Nähe des Studien- bzw. Wohnorts befinden.
Reden wir über Geld. Selbstverständlich ist vom Schulministerium erstmal keine finanzielle Unterstützung vorgesehen. Und das, obwohl kräftig eingespart wird. Bisher umfasste das zweite Staatsexmanen 24 Monate. Nach derzeitigem Stand erhält ein Referendar zwischen 1.222 und 1.288 Euro monatlich, je nach Schulform (zzgl. Familienzuschläge). Durch das Praxissemster reduziert sich die letzte Ausbildungsphase auf 18 Monate. Damit werden dann sechs Monate reguläres Gehalt eingespart. Macht pro Referendar mindestens 7.334 Euro (wobei das nur Arbeitgeberanteil ist…).
An dieser fragt sich, wohin das eingesparte Geld fließt. Die Studierenden zum Beispiel in Köln fordern eine Unterstützung von 330 Euro pro Monat. Damit bleiben dem Land immer noch 900 Euro im Monat an „Gewinn“ pro Lehramtsstudent — wobei solcherlei Rechnung nur aufgeht, wenn die Studierenden auch hinterher in die letzte Ausbildungsphase gehen.
Den Verweis von Frau Löhrmann, man hätte die Studierenden schließlich schon durch die Abschaffung er Studiengebühren entlastet, müsse als niemanden im Praxissemster unterstützen, finde ich, ehrlich gesagt, ziemlich perfide.
So wie sich die Studienbedigungen derzeit präsentieren und wissend, wie das Arbeitsfeld Schule wirklich aussieht, kann ich für meinen Teil nur jedem davon abraten, überhaupt auf Lehramt zu studieren. Wer sich dennoch drauf einlässt, den erwartet ein lange Leidens- und Durststrecke.