Ein überraschend in der Bahn aufwachender Pendler stellt in wenigen Tagen unvermittelt fest, dass die Gewerkschaft der Lokführer (GDL) vom neuen Sonderbeauftragten der Bahn, Ronald Pofalla, für aufgelöst erklärt wurde. In letzter Minuten konnte so empfindliche Streikmaßnahmen abgewendet werden.
Zum zweiten Mal wacht der selbe Pendler dann auf, wischt sich die Druckerschwärze der Zeitung aus dem Gesicht und reckt sich, immer noch auf heimischen Frühstückstisch sitzend. Alles nur geträumt, denkt er, bis er dann erneut auf die Zeitung blickt. Dann wird ihm klar, woher sein wüster Traum eigentlich kam. Die GDL kündigt darin einen Arbeitskampf ab dem 15. Januar an, sofern ihre Forderungen nicht erfüllt werden. Der Pendler denkt nach. GDL, warf das nicht diese lobbyistische Gewerkschaft, die bereits in der Vergangenheit immer wieder mit überzogenen Forderungen aufgefallen war? Der Schrecken über deren letzten Streik steckt dem Pendler noch in seinen Knochen.
Seine Augen wandern weiter über die Zeitung. Der ehemalige Kanzleramtsminister Ronald Poffalla (CDU) soll bei der Bahn einen Posten in einem extra zu schaffenden Ressort übernehmen. Für rund zwei Millionen Euro Jahresgehalt. Das ist, wenn man genau hinsieht, eine ordentliche Steigerung, da der arme Mann sich bisher mit grade einmal 200.000 Euro im Jahr zufrieden geben musste.
Man fragt sich als interessierter Bürger, genau wie der erstaunte Pendler natürlich, was Pofalla für den Posten eigentlich qualifiziert. Dabei drängt sich der Verdacht auf, hier würde ein wie auch immer verdienter ehemaliger Politiker mit einem guten Posten in einem Staatskonzern belohnt. So was ist man in jüngerer Zeit eher aus lupenreinen Demokratien gewohnt. Möglicherweise weiss der Mann, der im vergangen Jahr zur Überraschung vieler die Geheimdienstaffäre für beendet erklärt hatte (und das grundlos, wie sich später herausstellte), etwas, was es rechtfertigt ihn auf diese Weise zu versorgen. Vorstellbar wäre auch eine Ausweitung der Überwachung von Reisenden durch amerikanische Geheimdienste, die durch einen erfahrenen Mann an der richtigen Stelle gekonnt verschwiegen werden müssen. Der Fantasie sind da keine Grenzen gesetzt.
Nüchtern betrachte und nach der zweiten Tasse Kaffee, fragt sich der Pendler möglicherweise zu recht, ob der Staatskonzern Bahn zwei Millionen Euro im Jahr nicht besser verwenden könnte. Zum Beispiel diesen Betrag einfach der GDL zur Verfügung zu stellen, die damit nach belieben verfahren kann. In anderen Branchen hat sich diese Verfahren schließlich auch bewährt. Und gerade im Januar sollen Brasilien und Ungarn sehr schön sein.
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